Kombiklassen angedacht

Kombiklassen sind in Planung

Endgültige Entscheidung erst Anfang August – bisheriges System ist der Wunsch

SA KB20

Mamming/Gottfrieding. (ez) Große Bedenken und Unsicherheit herrschen derzeit bei den Eltern der jetzigen und künftigen Erstklässler der Grundschule. Im Gespräch ist die Einführung einer Kombiklasse beider Jahrgangsstufen, nun war man zu einem Gesprächsabend in der Turnhalle zusammengekommen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.

„Erstes kommt es anders und zweitens als man denkt“ – mit diesem Sprichwort eröffnete Rektorin Ulrike Nowak den Abend. Noch Anfang März war alles bestens organisiert für den Elternabend und die bevorstehende Einschulung, seit 16. März hat man sich „einer neuen Realität“ mit Corona zu stellen, die Schülern, Eltern und Lehrkräften vieles abverlangt. Auch Lehrerkollegen zählen zur Risikogruppe, coronabedingt sind Ausfälle vorhanden, die diese Veranstaltung erforderlich machten.

Beste Rahmenbedingungen

Schulrat Michael Schütz war vor Ort, um Informationen aus erster Hand über die Überlegungen vonseiten des Schulamtes zu geben. „Es geht um das Unterrichten der Kinder, wir wollen das beste Bildungsangebot, das möglich ist, realisieren.“ Protest, Ablehnung, Verunsicherung – er verstehe, dass diese Schlagwörter präsent sind und dennoch hofft er auf eine „offene Tür“ und auf positive Neugierde, denn vielleicht stecke eine große Chance in diesen Überlegungen. „Wir wollen die besten Rahmenbedingungen schaffen und nehmen unsere Verantwortung sehr ernst!“. Fakt ist bisher nur, dass es einen bundesweiten Lehrermangel gibt, bisher war man in Niederbayern davor weitgehend verschont. Nun müsse man damit rechnen, dass man im kommenden und den weiteren Schuljahren zu wenige Lehrkräfte hat. Bereits pensionierte Kollegen wurden angefragt, ob sie wieder aktiv werden möchten. Insgesamt hat man eine unklare Planungsgrundlage, dennoch brauche man eine sachgerechte und gleichmäßige Verteilung im Landkreis. Die Lehrerzuteilung vonseiten der Regierung werde aufgeteilt an die jeweiligen Schulen mit deren Klassen sowie in der mobilen Reserve. Als Schulamt habe man dazu ein „Stundenpaket“ zur Verfügung, mit dem es zu „wirtschaften“ gelte.

„Das Thema Kombiklasse ist derzeit eine Planung und noch keine Entscheidung“, denn sollte man Ende Juli, Anfang August ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung haben, bleibt das bisherige System bestehen. Ist dies nicht der Fall, brauche es einen Plan B und den wolle man parat haben. Kombiklassen arbeiten im selben Modell wie Regelklassen, in Niederbayern gibt es derzeit 127 dieser Art. 76 Kinder werden es sein, die ab September die erste beziehungsweise zweite Klasse am Schulstandort besuchen werden. Bei vier Klassen sind es also durchschnittlich 19. Eine Zusammenlegung auf drei Klassen bedeute einen Durchschnitt von 25, was immer noch eine positive Klassenstärke ist. Sollte der Lehrermangel auftreten, gelte es für zwei Jahre zusammenzurücken, um den Schulbetrieb weiter gewährleisten zu können.

Schon vorab haben Schule, Verwaltungsgemeinschaft, Schulamt und Elternbeirat intensive Gespräche geführt, Informationen zusammengetragen und Lösungen erarbeitet. „Es war ein wertvoller Austausch“ berichtet Michael Schütz, bei dem tolle Ideen zutage kamen und auch Unterstützung vonseiten der Verwaltungsgemeinschaft in Sachen Busbeförderung zugesagt wurde. Dass der Wunsch nach Klarheit da ist, sei mehr als verständlich, dennoch bat er um Verständnis, dass es an diesem Abend keine endgültige Lösung geben kann.

Christine Kiermeier, Lehrerin an der Grundschule Moosthenning, erläuterte den Ablauf einer Kombiklasse. Sie selber unterrichtet bereits seit 2012 in der Form einer FleGS-Klasse, also mit zwei Jahrgangsstufen in einer Klasse. Bei ihrem Bericht aus dem Schulalltag zeigte sie Beispiele aus der Praxis auf. Die gleiche Ausgangslage, der sich Erst- und Zweitklässler mit verschiedenem Niveau auseinandersetzen, auch in Zusammenarbeit als Team. Hier könne jeder seine Stärken und Fähigkeiten einbringen, sich gegenseitig motivieren. Bei der Anlauttabelle beschäftigt sich der Erstklässler mit dem Buchstaben, der Zweitklässler findet bereits Wörter dazu und schreibt sie auf, weitere Beispiele hatte sie dabei. Bisherige Erfahrungen zeigten, dass die Kinder gut gerüstet für die dritte Klasse sind. Ein Förderlehrer sei stundenweise vor Ort, um die Klasse in kleine Gruppen aufzuteilen, die einen zu fördern, andere zu fordern. Mutter Susanne Jürschik erklärte, sie habe zu Beginn die gleichen Bedenken gehabt. Doch die Kinder lernen voneinander, ihr erster Sohn besucht derzeit die sechste Klasse eines Gymnasiums, ihr zweiter Sohn ist in der FleGS-Klasse im zweiten Schuljahr.

Schließlich „hagelte“ es Fragen im Raum. Fortbildungen für Lehrkräfte sind vorsorglich vorgesehen, es werde jedoch kein Lehrer die Kombiklasse unterrichten, der dies nicht möchte. Ein Austausch mit dem bestehenden Standort in Moosthenning wird möglich sein, auch weitere Schulen, die möglicherweise das Modell einführen, werden zusammenarbeiten. Und auch das Schulamt ist nicht außen vor, sondern steht mit Rat und Tat parat. „Wir haben Profis an den Schulen, die ihr Geschäft, das Unterrichten verstehen“ – man wird den Unterricht nicht neu erfinden. „Wir arbeiten wie bisher mit den Kindern zusammen und mit verschiedenen Unterrichtsmaterialien, es geht lediglich um eine neue Organisation und um das Vernetzen“ betont der Schulrat.

Christine Kiermeier ging darauf ein, dass man natürlich als Lehrkraft in diese Arbeit hineinwachsen müsse, doch das Grundwerkzeug habe jeder zur Hand. Der Inhalt im Lehrplan für die Klassen eins und zwei ist bekannt und wird ja bisher schon unterrichtet, Aufgabe ist es, beides zu kombinieren. Dabei kümmert man sich natürlich wie in der Regelklasse um jedes Kind, fördert und fordert. Bedenken vonseiten der Eltern waren zu hören, weil die Kinder ja coronabedingt schon im Nachteil sind. Dies sei jedoch bei allen Schülern so und natürlich wird sich jede Lehrkraft drauf einstellen und entsprechende Arbeit leisten, um hier „nachzuarbeiten“. Der bisherige Präsenzunterricht zeige jedoch, dass die Kinder gut weitergearbeitet haben. Warum man nicht drei Kombiklassen an der Schule mache, liege zum einen an der Autonomie der Schule, zum anderen an der Schülerzahl, denn hier wird empfohlen maximal 25 in der Klasse zu haben.

Eine Chance geben

Ulrike Nowak bat darum, „geben Sie der Sache eine Chance“. Natürlich wolle man eine mögliche Lösung im Einklang mit den Eltern finden, deshalb wurden bereit mit dem Elternbeirat entsprechende Gespräche geführt. Dabei hat sich eine „Favoritenvariante“ herauskristallisiert, nämlich das Unterrichten der ersten/zweiten und der Kombiklasse in Gottfrieding, die Mamminger dritte und vierte Klasse in Bubach und die Gottfriedinger dritte und vierte Klasse in Mamming. Damit wolle man gerade auch die Beförderungszeiten so gering als möglich für alle halten. Hierzu hat auch die Verwaltungsgemeinschaft versichert, dass sie unterstützen werde.

Die endgültige Lösung, wird nun also Anfang August erwartet, wobei man darauf hofft, dass man mit ausreichend Lehrkräften ausgestattet wird und die bisherige Klassenaufteilung möglich ist.

Bericht und Foto
EZ, DA
27.06.2020

SA KB20

Schulrat Michael Schütz, Christine Kiermeier, Schulleiterin Ulrike Nowak und Bürgermeister Gerald Rost.

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