Diskussion "Bildungssystem"

Die zentrale Funktion der Eltern

Schulamtsdirektor sieht manche Kinder überreizt und manche Eltern als zu anspruchsvoll

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Stefan Pielmeier sieht eine Unterstützung und Begleitung von Schulkindern durch die Eltern als eine Grundvoraussetzung für gelingende Bildung. Dies sagte der Schulamtsdirektor im Rahmen einer Diskussion zum Thema Bildungspolitik.

Die Diskussion schloss sich einer Vorführung des Dokumentarfilms „alphabet“ an, der Schlaglichter auf Bildungssysteme im In- und Ausland sowie auf Personen wirft, die in einem bestimmten Bildungssystem sozialisiert wurden und auf Personen, die Bildungssysteme bewerten. Die Veranstaltung am Donnerstag im Pfarrheim St. Josef hatte die Pädagogische Leiterin des Familienbildungsprogramms „Wie Erziehung gelingt“ (WiEge), Martha Maria Lutter organisiert, sie moderierte auch das Filmgespräch. Etwa ein Dutzend Personen besuchten die Veranstaltung.

Zu viel Druck
Nachdem im Ungefähren blieb, was die Aussage des Films gewesen sein sollte, entwickelte sich eine Diskussion zum Thema Bildungspolitik allgemein. Sozialpädagogin Christina Heigl sah die Eltern- Kind-Beziehung als maßgeblich für die Entwicklung des Kindes an: „Das Erste und Wichtigste ist die Beziehung, sie ist noch wichtiger als die Förderung“. Das Zentralste beim kleinen Kind sei die Entwicklung der Alltagskompetenzen. Sie sei wichtiger als die kognitive Förderung. Kinder seien von sich aus neugierig, man müsse die Förderung nicht übertreiben. Auch Schulamtsdirektor Pielmeier sah die Eltern in zentraler Funktion: „Dass die Eltern unterstützen und begleiten ist eine Grundvoraussetzung für gelingende Bildung“. Pielmeier warnte aber auch vor zu viel Druck vonseiten der Eltern: „Vieles von dem, was an Stress und Druck auf die Schüler zukommt, geht von den Eltern aus“. Er, Pielmeier, würde sich hier mehr Gelassenheit wünschen und dass man den Kindern mehr Zeit gibt. Es brauche dringend einen Impuls, den Kindern wieder die Kindheit zu lassen. Bayern habe ein ausdifferenziertes Schulsystem, in dem jedes Kind seinen Weg gehen kann, aber nicht zur gleichen Zeit. Leistung und Wettbewerb sei etwas, was den Kindern inne ist.

Zu wenig Motorik
Der Schulamtsdirektor stellte aber auch eine alarmierende Entwicklung fest: „Die Fachlehrkräfte registrieren einen Rückgang der motorischen Fähigkeiten. Wir sind dabei, dass unsere jungen Generationen verarmen“. Kinder seien oft von den Medien überreizt. Sie würden vor den Fernseher gesetzt, kämen dadurch verstört und gestört in die Schule. Schulamtsdirektor Pielmeier registrierte massiv verhaltensgestörte Kinder in der Grundschule. „Sie hören nicht zu, sie halten sich an keine Verhaltensregeln, sie laufen davon. Hier ist Unterricht nicht mehr möglich“. Als ganz entscheidend für die kognitive Entwicklung bezeichnete Pielmeier die musische Beschäftigung. In den Jahren, in denen er, Pielmeier, im Schuldienst ist, seien die musischen Fächer nicht zurückgefahren worden.

Zu hohe Erwartung
Der Konrektor der Herzog-Tassilo- Realschule Manfred Bauer sah ebenfalls bei den Eltern zu hohen Erwartungsdruck. Angesichts der Digitalisierung in der Wirtschaft schickten viele Eltern ihre Kinder nicht in die Werken-, sondern in die Forscherklasse. Es komme aber auch eine Chorklasse zusammen. Bauer registrierte ein Desinteresse mancher Eltern an den Elternsprechtagen. Pielmeier nahm hier die Eltern in Schutz. Die Berufs- und Arbeitswelt sei mittlerweile so getaktet, dass die Eltern sich schwertun, zu den Sprechtagen zu kommen.

Zu niedriges Deutschniveau
Die Leiterin des Dingolfinger Kindergartens St. Josef, Renate Natterer kämpft mit ganz anderen Problemen. 85 Prozent der Kinder seien Migranten, 21 Nationen seien vertreten. Es gebe türkische und russische Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen. Das komme von den Eltern, die das Deutschlernen abblocken. Kinder würden von der Grundschule zurück in den Kindergarten geschickt. Frau Natterer: „Ihr müsst ganz anders ansetzen“.

Bericht und Foto
Winfried Walter, DA
11.11.2019

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