Inklusion

Vielfalt statt Defizit

Inklusionsberatung des Schulamtes Dingolfing-Landau für Eltern und Fachpersonal

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Inklusion ist keine Entscheidung: Die UN-Konvention für die Rechte behinderter und beeinträchtigter Menschen zur Teilhabe an allen gesellschaftlichen Aktivitäten verpflichtet auch die Schulen im Landkreis dazu, Vielfalt zuzulassen und die individuellen Defizite der einzelnen Kinder und Jugendlichen nicht in den Vordergrund zu stellen.

Nichtsdestotrotz benötigen Schulen, deren Lehrpersonal und auch die betroffenen Schüler und deren Eltern Hilfe und Unterstützung, um die teils herausfordernde Eingliederung beeinträchtigter Kinder in den Schulalltag meistern zu können. Eltern, die sich hinsichtlich etwaiger Bildungs- und Fördermöglichkeiten informieren wollen, haben hierbei mit der Inklusionsberatung des Schulamtes Dingolfing-Landau eine standortnahe Anlaufstelle. Die Fachkräfte Ulrike Aust und Max Bruckmoser beraten ab dem Ende der Kindergartenzeit und unterstützten die Eltern vor allem bei der Wahl der richtigen Schulart. Individuell zu beraten und das Empfinden der Eltern in den Vordergrund zu stellen, ist dabei die pädagogische Maxime. Denn nur wenn Inklusion gewünscht ist, kann sie auch gelingen.

Häufig werden die Eltern dabei durch die Kindergärten in Kenntnis über die Möglichkeit der Inklusionsberatung gesetzt. „In den ersten Telefongesprächen erörtern wir zusammen mit den Eltern dann den aktuellen Entwicklungsstand, die Art der Beeinträchtigung und die Fähigkeiten des Kindes. Darauf aufbauend legen wir die entsprechenden Möglichkeiten zur Einschulung dar und sprechen über etwaig notwendige Maßnahmen, um die Einschulung in die gewünschte Schule zu ermöglichen. Das kann von einer scheinbar banalen Rampe für Rollstuhlfahrer bis zu einer Schulbegleitung als Eins-zu-eins-Betreuung reichen“, skizziert Ulrike Aust den Ablauf eines Erstgespräches.

Ferner könnten auch Termine vor Ort vermittelt werden, um den Eltern einen Eindruck über die baulich-strukturellen Rahmenbedingungen zu verschaffen. „Die Barrierefreiheit an den Schulen im Landkreis ist dabei sicher noch ausbaufähig. Allerdings stellen diese Defizite nie ein Hindernis für den Schulbesuch dar, sondern können meistens relativ schnell und unbürokratisch behoben werden“, fügt Max Bruckmoser hinzu.

Lehrkräfte oft überfordert
Ein weitaus größeres Hindernis für eine erfolgreiche Inklusion stellt dagegen die Überforderung der betrauten Lehrkräfte dar. Diese müssen in den Regelgrundschulen 20 bis 30 Schüler mit unterschiedlichsten Lernbegabungen betreuen, beschulen und fördern. Eine adäquate Begleitung und Unterstützung inklusiver Schüler ist aufgrund der begrenzten personellen Ressourcen daher nur selten möglich. Diese bräuchten jedoch vielmehr eine Eins-zu-eins-Begleitung.

Externe Hilfe in Person einer Schulbegleitung als Jugendhilfemaßnahme unter Betrachtung eines fachärztlichen Gutachtens schafft dabei nur begrenzt Abhilfe. Zwar kann der Bedarf an Schulbegleitern grundsätzlich bedient werden, jedoch hätten diese nur selten ausreichende pädagogische oder gar psychiatrische Vorkenntnisse. „Beinahe jeder kann Schulbegleiter werden, lediglich das persönliche Umfeld darf mit dieser Aufgabe nicht betraut werden“, erläutern die Fachkräfte der Inklusionsberatung. Außerdem würden teils auch Schulbegleiter während eines laufenden Schuljahres das sprichwörtliche Handtuch werfen, da sie mit der Begleitung des betreffenden Kindes schlichtweg auch überfordert sind.

Weiterführende Unterstützung bietet auch der mobile sozialpädagogische Dienst, der aus ortsungebundenen Lehrkräften besteht. Diese pendeln zwischen verschiedenen Schulen und sind für die Begleitung von Kindern mit speziellen Beeinträchtigungen, zum Beispiel bei Hör- und Sehbehinderungen, einsetzbar. Allerdings kann dieser mobile Dienst ebenfalls nur wenige Wochenstunden abdecken.

Kinder hervorragend aufgenommen
Betrachtet man die Auswirkungen der Inklusion auf die Klassengefüge in den Regelgrundschulen, stimmen die Erfahrungen der Fachkräfte Ulrike Aust und Max Bruckmoser positiv. Zwar ist es für kognitiv eingeschränkte Kinder sehr schwer, mit dem Lerntempo in den Grundschulen mitzuhalten, jedoch werden diese stets großartig von den anderen Kindern aufgenommen und auch unterstützt. Die Überforderung der Lehrkräfte überwiege allerdings auch hier sehr häufig, wenngleich sich Mitschüler ebenso eifrig um die besonderen und herausfordernden Bedürfnisse des inklusiven Kindes kümmern. Um die angedachten Lernziele zu erreichen und somit die adäquate individuelle Beschulung des Inklusionskindes sicherzustellen, ist unter Anbetracht der begrenzten Ressourcen schwer zu meistern.

Neben der hervorragenden Reaktion der Kinder auf etwaige Inklusionsmaßnahmen berichtet Schulpsychologe Max Bruckmoser darüber hinaus, dass Mobbingfälle und Ablehnung im Allgemeinen gegenüber Schülern mit Beeinträchtigungen nicht häufiger vorkommt als in Klassen ohne inklusive Kinder.

Beratung stets ergebnisoffen
Insofern aufgrund eines Lerndefizits ein Wechsel von der Regelgrundschule auf ein Förderzentrum im Raum steht, haben die Vorstellungen der Eltern stets Vorrang. „Es stellt sich immer die Frage, was überwiegt. Geht es um die grundsätzliche Teilhabe des Kindes in einer Regelgrundschule oder um schulische Erfolge, die die Selbstständigkeit des Kindes fördern könnten?“, beschreibt Ulrike Aust die oft zwiespältige Entscheidungsgrundlage. Eltern beeinträchtigter Kinder seien jedoch zumeist herausragend über die Möglichkeiten informiert und meistern folglich den weiteren Schulweg nach der Einschulung auch oft ohne Beratung. „Wir beraten grundsätzlich aber möglichst ergebnisoffen und drängen die Eltern nie in die eine oder in die andere Richtung. Wir zeigen lediglich alle denkbaren Möglichkeiten auf und beraten anschließend über geeignete oder notwendige Begleitmaßnahmen.“

Inklusion als „humane Aufgabe“
Skepsis gegenüber inklusiver Maßnahmen erfahren die Fachkräfte dabei nur von Eltern, deren Kinder die gleiche Schule oder Klasse besuchen, an der auch das beeinträchtigte Kind teilhat.

„Es ist aber eine rein humane Aufgabe, Behinderungen und Beeinträchtigungen als Vielfalt des menschlichen Lebens wahrzunehmen und weniger als individuelles Defizit“, begegnet Max Bruckmoser den Befürwortern einer strikten Exklusion.

Neben den beiden Förderzentren in Dingolfing und Landau, die den Bedarf an Plätzen in deren Regelklassen decken können, informiert die Inklusionsberatungsstelle die Eltern auch über weitere Möglichkeiten. So bieten zum Beispiel auch spezielle Förderzentren für körperliche Beeinträchtigte oder für Hör- und Sehgeschädigte (beides in Straubing, Anm. d. Red.) adäquate Betreuung und Beschulung für betreffende Kinder. Im Landkreis stellt darüber hinaus auch die Schule der Lebenshilfe-Kreisvereinigung eine Option zur Einschulung kognitiv beeinträchtigter Kinder dar. Diese werden dabei im Rahmen sogenannter Partnerklassen und in Zusammenarbeit mit der Grundschule Pilsting im Rahmen gemeinsamer Projekte und einer gemeinschaftlichen Pausengestaltung regelmäßig inklusiv eingebunden. Knappheit herrscht indes bei den Stütz- und Förderklassen der Förderzentren. Hierzu existierten derzeit nur am Standort Landau entsprechende Angebote im Grundschulbereich, an der Herzog-Georg-Schule beginne diese Möglichkeit erst mit der fünften Jahrgangsstufe, so Aust und Bruckmoser abschließend.

 ALTBEWÄHRT IN NEUEN RÄUMEN

Seit dem aktuellen Schuljahr 2021/21 arbeitet die Inklusionsberatungsstelle des Schulamtes Dingolfing-Landau nicht mehr in Räumlichkeiten der Mittelschule Dingolfing, sondern befindet sich im neuen Büro am Marienplatz 8 in Landau. Hier können sich die Eltern behinderter Kinder von den Fachkräften Ulrike Aust und Max Bruckmoser beraten lassen. Inklusion macht es dabei grundsätzlich zur Aufgabe, allen Menschen mit Behinderung gemäß einer UN-Konvention volle Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Auch im Landkreis Dingolfing-Landau besuchen behinderte Kinder unterschiedliche Schularten: In diesem Zusammenhang berät die Inklusionsberatung Eltern hinsichtlich der Einschulung, möglicher Förderangebote und vermittelt weitere Anlaufstellen. Sonderschul- und Beratungslehrerin Ulrike Aust und Schulpsychologe Max Bruckmoser beraten unabhängig, verschwiegen und kostenfrei. Ferner können sich Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal sowie Fachkräfte aus der (medizinischen) Therapie an die Beratungsstelle wenden.

 Max Bruckmoser
(Schulpsychologe, Supervisor):

Telefon: 08731/87923 (Dienstag 9 bis 11 Uhr)
oder per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 Ulrike Aust
(Sonderschul- und Beratungslehrerin):

Telefon: 08731/87923 (Mittwoch 10-12 Uhr)
oder 08731/3959106 (Dienstag 11.30 bis 13 Uhr).

 

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Bild: Pixabay/Gerd Altmann, Pixabay-Lizenz
Bericht: Michael Seidl, DA
03.02.2022

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