Wettbewerb

Wie war es in diesen Tagen nach Kriegsende?

Landkreis und Schulamt laden Schüler und Jugendliche zu einem Wettbewerb ein

SA-WB2015

Dingolfing. Wie war das in diesen Tagen vor 70 Jahren, als das Dritte Reich endete, als internierte Osteuropäer zugegen waren, als die Amerikaner kamen und die überlebenden Männer von der Front heimkehrten? Als Flüchtlinge kamen, die unterzubringen waren. Im Rahmen eines Wettbewerbs sollen Schüler und Jugendliche Spuren nachgehen, Zeitzeugen befragen und ein Bild der damaligen Zeit zeichnen.

Es war eine Zeit des Umbruchs in einer Reihe von Beziehungen. Werte, die gestern noch hochgehalten worden waren, galten heute als verpönt. Der Amerikaner, der gestern noch Städte bombardiert hatte, kam heute als Befreier und verteilte Schokolade an die Kinder. War gestern noch Krieg, so herrschte nun Frieden und es galt, das Land wieder aufzubauen. Nicht wenige Menschen verzweifelten in dieser Situation. Die Sterbebücher in Dingolfing verzeichnen aus dieser Zeit eine hohe Selbstmordrate. Andere sahen die Zeit gekommen, um anzupacken.

Für Dingolfing und Umgebung ist aus dieser Zeit wenig überliefert, wie es den Menschen ging, wie sie die Tage des Kriegsendes und des Neuanfangs erlebten, welche Emotionen, Verzweiflungen und Hoffnungen herrschten. Presse gab es damals nicht und die Amerikaner konfiszierten Fotoapparate. Im Rahmen eines Wettbewerbs sind nun Schüler aller im Landkreis vertretenen Schulen sowie alle Jugendlichen bis 25 Jahre eingeladen, noch vorhandenen Spuren nachzuspüren, Zeitzeugen zu befragen und ein Bild jener Zeit zu zeichnen. Veranstalter dieses Wettbewerbs sind der Landkreis und das Schulamt. Wie Leitender Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier gestern im Rahmen eines Pressgesprächs erläuterte, ist der Wettbewerb intermedial. Eingereicht werden können schriftliche und praktische Arbeiten, Podcasts, Videofilme, Präsentationen, Kollagen, Wandzeitungen, Internetauftritte, Ausstellungen etc. Der Wettbewerb solle ein Anlass sein, sich vor Ort und in der Familie mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Es sei nun eine der letzten Chancen, mit Lebenden aus dieser Zeit zu sprechen. Die Zeit in den Jahren nach 1945 werde auch im Geschichtsunterricht nicht so intensiv behandelt. Für die Schüler und Jugendlichen sei diese Auseinandersetzung mit der Geschichte auch eine gute Gelegenheit, zu erspüren, welche Qualität ein 70 Jahre andauernder Frieden hat.

Doch nicht nur die örtliche und regionale Geschichte solle aufgearbeitet werden. Der Wettbewerb sei auch eine Gelegenheit, eine Außensicht darzustellen, zu hinterfragen, wie beispielsweise das Kriegsende im Ausland erlebt wurde. Landrat Heinrich Trapp konnte sich vorstellen, dass beispielsweise am Kriegerdenkmal eine Spurensuche beginnt, dass man ein Kriegerdenkmal virtuell neu gestaltet, den Gefallenen ein Gesicht gibt und so einen neuen Zugang zu den Verstorbenen erhält. Anknüpfungspunkte könnten auch Gedenktage, Ortsund Familiengeschichten, Zwangsarbeit, unmittelbare Folgen des Krieges wie Kriegsschäden, Alliierte im Landkreis, Tagebücher, Soldbücher oder Feldpostbriefe sein. Der Landrat erinnerte auch daran, dass Tausende Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Notunterkünften einquartiert wurden und teilweise in Ställen und Baracken lebten. „Wo waren die Unterkünfte, was hat sich aus ihnen entwickelt?“, fragte der Landrat. Welche Rolle hätten die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge im Landkreis früher und heute gespielt und welche heimatvertriebenen Unternehmer gibt es im Landkreis? Pielmeier machte darauf aufmerksam, dass der Wettbewerb in vier Altersgruppen durchgeführt wird. Die Kreisheimatpflegerin, Archivpfleger, historische Forscher und die Gemeinden könnten Hilfestellung leisten. Die Wettbewerbsbeiträge können sowohl von einzelnen Schülern oder Jugendlichen, Schüler- oder Jugendgruppen oder ganzen Klassen eingereicht werden. Einsendeschluss sei der 30. November 2015. Es gebe Buch- und Sachpreise sowie Fahrten zu gewinnen. Die Ergebnisse der Projekte würden einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Arbeit an Projekten stehe in den Schulen ein Zeitbudget zur Verfügung. Landrat Trapp: „Entscheidend für die Preiswürdigkeit eines Beitrags eine eigenständige gedankliche Durchdringung“.

 

Bericht und Foto
Winfried Walter, DA
 09. Mai
2015

 

SA-WB2015

Leitender Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier (l.) und Landrat Heinrich Trapp präsentieren das Wettbewerbsplakat.

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