Zweite Chance

 

Eine zweite Chance an der Mittelschule

Drei Junglehrer berichten über ihren steinigen Weg zum Traumberuf

ZweiCha16

Dingolfing. Drei Junglehrer, die ursprünglich Lehramt für Gymnasium beziehungsweise für Realschule studierten, haben den Schritt gewagt. Sie haben die Chance wahrgenommen auf das Lehramt an Mittelschulen umzusteigen und schildern ihre Beweggründe, weshalb sie diesen Weg eingeschlagen haben.

Sebastian Gaßner, der Lehramt Realschule mit der Fächerkombination Mathematik und Sport studiert hatte, erging es nach dem erfolgreich abgeschlossenen Referendariat im Jahr 2012 wie vielen anderen Hochschulabsolventen mit Zweitem Staatsexamen: Er hatte an seiner Schulart keinerlei Aussicht auf eine Verbeamtung, weil sich innerhalb weniger Jahre die Einstellungssituation massiv verschlechtert hatte. Damit stand er nach insgesamt siebenjähriger Lehrerausbildung mit leeren Händen da. „Die Prognose vor Studienbeginn sah ganz anders aus als heute. Damals hat man uns Studenten in der Infoveranstaltung noch gesagt, dass wir mit Hauptfach Mathematik auf alle Fälle eine Planstelle bekommen werden“, erinnert er sich. Doch diese Vorhersage hat sich schlussendlich nicht bewahrheitet, weil sich die Einstellungspolitik des Kultusministeriums in den letzten Jahren geändert hat. Das war nicht vorhersehbar gewesen und führt natürlich zu großer Frustration bei allen Junglehrern.

 

Keine Planungssicherheit für Junglehrer

Stefanie Bauer, die Lehramt Gymnasium mit den Hauptfächern Englisch und Französisch studierte, kennt diese scheinbar ausweglose Situation ebenfalls sehr gut. Sie war nach dem Referendariat zunächst mit einem Jahresvertrag als Lehrkraft an einem Gymnasium in Oberbayern tätig. Seit dem Schuljahr 2013/14 konnte sie als Mobile Reserve immer wieder auf Vertragsbasis an der Mittelschule Dingolfing arbeiten. „Man kommt sich schon als Lückenbüßer vor, wenn man immer nur befristet eingestellt wird, kann kaum planen und hängt zum Ende des Schuljahres wieder in der Luft. Schließlich weiß man nicht, ob man nach den Sommerferien wieder an der gleichen Schule anfangen kann. Man ist also zwiegespalten.“ Dennoch ergriff Stefanie Bauer gerne die Möglichkeit in Vollzeit an der Mittelschule zu unterrichten „schließlich hat für mich die Freude am Beruf überwogen“. Seit diesem Schuljahr haben jedoch alle drei Lehrkräfte (vier im gesamten Landkreisgebiet) eine zweite Chance bekommen. Im Rahmen der „Begleiteten Qualifizierung“ zum Erwerb der Lehramtsbefähigung für das Lehramt an Mittelschulen können sie in einer zweijährigen Sondermaßnahme die Lehramtsbefähigung für die Mittelschule erlangen und erhalten danach die feste Zusage für eine Planstelle. Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier vom Staatlichen Schulamt des Landkreises Dingolfing-Landau befürwortet die laufende Sonderqualifizierungsmaßnahme ausdrücklich. „Zum einen brauchen wir dringend diese bereits einmal gut ausgebildeten Lehrkräfte für die Klassenbildung. Zum anderen berührt mich das Schicksal der jungen Leute.“ Denn Lehrer zu sein ist nach Ansicht Pielmeiers kein Job, es ist ein Beruf, bei dem sich die Anwärter fachlich und pädagogisch mit dem Thema Erziehung und Unterricht auseinandergesetzt haben. „Daher bin ich froh, dass nun die Möglichkeit zur Nachqualifizierung geschaffen wurde“, fährt der Schulamtsdirektor fort. Damit ist zumindest für einige flexible Nachwuchslehrer das ständige in der Luft hängen zu Ende und sie erhalten eine langfristige Perspektive im Lehrberuf.

Der erlösende Anruf mit der Einstellungszusage

Der ausgebildeten Realschullehrkraft Julia Glück, die die Fächerkombination Englisch und Wirtschaft studierte, fiel im vergangenen Sommer ein Stein vom Herzen, als sie den „erlösenden Anruf“ von der Regierung von Niederbayern erhielt. Ihre Bewerbung für die Sonderqualifizierungsmaßnahme hatte sich also ausgezahlt! Zeitgleich hatte Glück aber schon mit dem Gedanken gespielt nach der befristeten Tätigkeit an einer Knabenrealschule nochmals an die Universität zurückzukehren und die beiden erforderlichen Didaktikfächer für das Lehramt an Mittelschulen nachzuholen. „Doch der große Vorteil dieser Sonderqualifizierungsmaßnahme ist, dass die gut ausgebildeten Lehrer sofort und ohne Umweg über die Hochschule in die Praxis einsteigen können“, erklärt Rektor der Mittelschule Michael Schütz. Stefanie Bauer sieht das Klassenlehrerprinzip an der Mittelschule als deutlichsten Unterschied zum Unterrichten am Gymnasium. Der intensivere Bezug zu den Schülern ist ein großer Pluspunkt, was sich vor allem in den Ganztagsklassen bemerkbar macht. Ebenso spielt die pädagogische Arbeit eine weitaus größere Rolle als an anderen Schularten, meint Bauer. Die Teamarbeit finden Julia Glück und Sebastian Gaßner besonders gut, so teilen sie sich die Klassenleitung für eine siebte Klasse, die im gebundenen Ganztagsunterricht beschult wird. „Der kollegiale Austausch ist hierbei sehr wichtig“, so Glück. Stefanie Bauer, Julia Glück und Sebastian Gaßner schätzen das gute partnerschaftliche Miteinander mit ihren Kollegen auf Augenhöhe. Auch Schulleiter Michael Schütz ist sehr zufrieden. Für ihn sind die drei Junglehrer ein echter „Glücksfall“, denn sie können sich mit ihren verschiedenen Talenten und Fähigkeiten sehr gut in der Schulfamilie einbringen. Vom Lehrerkollegium wurden sie von Anfang an mit offenen Armen empfangen.

Bericht und Foto
Elisabeth Nowak, DA
 30.04.2016

ZweiCha16

Schulamtsdirektor Stefan Pielmeier, Rektor Michael Schütz zusammen mit den drei Junglehrern Stefanie Bauer,
Julia Glück und Sebastian Gaßner, die sich derzeit für das Lehramt an der Mittelschule nachqualifizieren.

 

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