Schon in der Grundschule vorbeugen

Klasse 2000: Ein neues Programm zur
Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung

 

Dingolfing. Viele Verhaltensmuster entwickeln sich bereits in der Kindheit. Suchterkrankungen haben zum Beispiel ihre Wurzeln schon in frühen Jahren. Mit zunehmendem Alter werden Änderungen solcher Verhaltensmuster immer schwieriger. Kinder sind voller Wissensdrang, haben eine naturgebundene Lebensfreude und Spaß an einem aktiven und gesunden Leben. Nichts liegt deshalb näher, als diese positiven Haltungen frühzeitig zu unterstützen und die Entwicklung zu einem gesunden und suchtfreien Leben zu fördern.
 

Uschi Vogginger und Sylvia Gandl stehen bei Fragen zum neuen Programm „Klasse 2000" zur Verfügung


Die Notwendigkeit der Suchtvorbeugung
Manchen erscheint Suchtvorbeugung in den ersten bis vierten Schulklassen auf den ersten Blick zu früh, solange sie nur unter dem Verständnis von Aufklärung über die Gefahren des Drogenkonsums gesehen werden. Die moderne Suchtvorbeugung will durch frühzeitige pädagogische Einflussnahme mögliches Suchtverhalten verhindern helfen. Dabei sollen in den Kindern positive Kräfte, Fähigkeiten, Lebensweisen und Lebensbedingungen gestärkt werden, um damit schädigende Lösungsversuche, wie zum Beispiel Sucht und seelische Störungen vorzubeugen. Es geht darum, Kindern Raum, Unterstützung und Orientierung zu geben, damit sie zu eigenständigen, verantwortungsvollen Persönlichkeiten heranwachsen können. Dabei spielt die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse entwicklungsgemäß zu befriedigen, ohne auf Suchtmittel zurückzugreifen, eine wichtige Rolle. Fachleute sind sich einig, dass man mit Suchtvorbeugung nicht früh genug beginnen kann.

 

Was ist Sucht?
Das Wort „Sucht" leitet sich ursprünglich von dem Wort „siech" (krank) ab, also als Krankheitsbezeichnung wie bei Bleichsucht, Fallsucht oder Schwindsucht. Im heutigen Sprachgebrauch wird Sucht häufig durch Abhängigkeit ersetzt und bedeutet die zwanghafte Wiederholung von Verhaltensweisen, die unnormal, gesundheitsschädigend oder störend sind. Sucht in unserem Sinne meint ein abhängiges Verhalten, mit dem ein Verlust der persönlichen Freiheit verbunden ist. Willentliche Einflussnahme scheint unmöglich, auch wenn voraussichtliche Konsequenzen* bekannt sind Klasse 2000 ist ein Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung und Suchtvorbeugung in der Grundschule. Es beginnt in der ersten Klasse und begleitet die Kinder bis zum Ende der vierten Klasse. Das Programm wurde am Institut für Präventive Pneumologie des Klinikum Nürnberg entwickelt. Träger ist heute der gemeinnützige „Verein Programm Klässe2000 e. V." Klasse 2000 startete 1991 mit 230 Klasse in Bayern. Bis .heute (Stand: 30. Juni 2003) haben über 200000 Kinder aus 15 Bundesländern und mehr als 8 000 Klassen daran teilgenommen. Klasse 2000 will die Kinder darin stärken, gesund zu leben, mit anderen Menschen zurecht zu kommen, Probleme ,ohne Gewalt zu lösen und auf Suchtmittel zu verzichten. Klasse 2000 will die Kinder stark machen - denn starke Kinder brauchen keine Drogen und können Konflikte ohne Gewalt lösen.

Ziel ist die Suchtvorbeugung durch Gesundheitsförderung:

Die Kinder werden spielerisch mit ihrem Körper und seinen wichtigsten Grundfunktionen vertraut gemacht; (zum Beispiel Atmung, Ernährung, Herz und Kreislauf). Sie lernen Zusammenhänge zwischen Verhalten und Gesundheit kennen (beispielsweise gesunde Ernährung, Bewegung) und erleben, dass „gesund sein" Spaß macht. So lernen sie, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Die Kinder sollen auch den verantwortlichen Umgang mit Genussmitteln lernen. Tabak - und in diesem Alter auch Alkohol -sollen sie ablehnen. Besonders in Gruppendrucksituationen sollen sie „Nein" sagen können. Für die gesunde Entwicklung der Kinder ist das Umfeld in dem sie leben, genauso wichtig, wie ihr eigenes Verhalten. Deshalb ist es notwendig, dass die Eltern und die Schule die Kinder in ihrer gesunden Entwicklung unterstützen. Das tun die Eltern durch Zuwendung, Freiräume geben, Grenzen setzen, Vorbild sein und Rahmenbedingungen schaffen (zum Beispiel Angebote für Bewegung und gesunde Ernährung machen).

Als Sympathiefigur von Klasse 2000 wurde „KLARO" entwickelt. Er begleitet die Schülerinnen und Schüler.' durch das Programm. Im Rahmen von Klasse 2000 werden pro Schuljahr, bis zu zwölf Unterrichtseinheiten, von den Lehrern sowie von speziell für diese Aufgabe geschulten Klasse 2000-Gesundheitsförderern in altersgerechter Weise durchgeführt. Im Verlauf des Programms werden die Kinder mit Funktionen des Körpers, insbesondere der Atmung Und der Herz-Kreislauffunktion, vertraut gemacht. Weitere wesentliche Bestandteile sind Bewegung und Entspannung, die Erfahrung der Sinne, soziales Lernen und Ernährung. Das Programm Klasse 2000 unterstützen rund 800 Gesundheitsförderer. Sie gestalten zwei bis Unterrichtseinheiten pro Schuljahr in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften. Diese besonderen Unterrichtsstunden stellen ein wesentliches Element von Klasse 2000 dar. Die Gesundheitsförderer verleihen der Thematik eine große Glaubwürdigkeit und erhöhen die Motivation bei den Kindern. Sie arbeiten in der Regel entweder im Rahmen ihres beruflichen Präventionsauftrags mit oder sind praktizierende Ärzte, Arzthelferinnen beziehungsweise selbstständige Gesundheits- und Sozialpädagogen. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden in Form von Patenschaften für die einzelnen Schulklassen. Paten sind Firmen, Institutionen, Krankenkassen, Lions Clubs, Privatpersonen oder Rotary-Clubs. Es ist im Sinne des Aufbauprogramms wünschenswert, die Patenschaft über die vier Jahre Grundschulzeit aufrechtzuerhalten. Diese Gesundheitsförderung wird vom Suchtarbeitskreis Dingolfing-Landau empfohlen und kann an Grund-, Volks und Förderschulen installiert werden. Interessierte,, Schulen wenden sich dazu an Frau Schneider vom Verein Programm Klasse 2000, Bruckenfischerstraße 10, 81547 München, Telefon 089/ 6904194. Frau Schneider kommt dann zu einem Informationsgespräch an die Schule, würde einen Elternabend, zum Thema gestalten und bei der Vermittlung externer Gesundheitsförderer behilflich sein.

Der Schule obliegt es, Paten - der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt - zu suchen. Patentum bedeutet hier, die Finanzen für die Klasse 2000 aufzubringen. Pro Klasse kostet die Aktion 260 Euro im Jahr - um eine Preisvorstellung zu geben.

Fragen zu „Klasse 2000" werden gern von
Sylvia Gandl, Gesundheitsförderin, Telefon 08734/4097,
und
Uschi Vogginger, Suchtberatung am Ländratsamt, Telefon 08731/87512, beantwortet.

 

Bericht und Foto aus dem DA