Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle zur Zukunft der Hauptschulen: „Wir wollen nichts von oben aufoktroyieren“


Der Minister diskutierte in der Landauer Stadthalle mit den Leitern der niederbayerischen Haupt- und Volksschulen über die Weiterentwicklung zur Mittelschule
 



V. l. Schulamtsdirektor Anton Wolfer, Ltd. Regierungsschuldirektor Josef Schätz, Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle,
Bürgermeister Josef Brunner und Ministerialdirigent Dr. Peter Müller. (Fotos Hofner)

 

Landau. (uh) Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle stellte sich beim Schulforum am Montagabend in der Stadthalle zusammen mit Ministerialdirigent Dr. Peter Müller den Schulleiterinnen und Schulleitern der niederbayerischen Haupt- und Volksschulen und diskutierte mit ihnen über die Weiterentwicklung der Hauptschule zur Mittelschule.
 

Regierungsschuldirektor Josef Schätz stellte einleitend fest, dass man sich vor eineinhalb Jahren in der Stadthalle getroffen habe. Damals wurde der Landkreis Dingolfing-Landau vom damaligen Kultusminister Siegfried Schneider zur Modellregion erklärt. Die Ergebnisse dieser Modellregion sind in die Entscheidung, die Hauptschule zur Mittelschule weiterzuentwickeln, eingeflossen. Heute treffe man sich hier zur ersten Dienstbesprechung mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle. Dabei sei klar, dass das Thema durch den offenen Brief von Erwin Huber an Brisanz gewonnen habe. Die Mittelschule werde sehr kontrovers diskutiert und oft sei auch Ideologie im Spiel. Dabei gebe es sicher noch Fragen, die einer Klärung bedürfen. Dies sollte aber intern und nicht über die Medien geschehen. Heute hätten alle Anwesenden die Möglichkeit zu einer echten Diskussion, so Schätz. Bürgermeister Josef Brunner dankte Minister Spaenle für dessen persönliches Engagement, denn es sei nicht selbstverständlich, dass ein Minister in den ländlichen Raum kommt um zu diskutieren. Besonders freue ihn, dass er als Tagungsort ein Mittelzentrum und kein Oberzentrum gewählt habe. Bei den Hauptschulen seien noch viele Fragen offen und es müsse diskutiert werden, in welche Richtung es nun gehen soll. Oberstes Ziel müsse dabei immer sein, das Beste für die Schüler zu erreichen. Er habe schon Sorge, ob das, was im Ballungsraum funktioniert, auch im ländlichen Raum umsetzbar ist. Bürgermeister Josef Brunner verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass alle fair um ihre Ziele kämpfen und das Ergebnis zum Wohle der Schüler auch umsetzen.

Problemlöser
Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle erklärte zunächst, dass die Zukunft der Hauptschulen eines der wichtigsten Themen in seinem Hause sei. Die Hauptschule sei eine Pflichtschule, über die ein Drittel der jungen Menschen an das Berufsleben herangeführt werden. Dabei löse die Hauptschule die Probleme, die ihr die Gesellschaft überträgt. Er wolle zusammen mit den Schulleitern und Lehrern die Hauptschulinitiative weiterentwickeln. Dabei soll zum einen die inhaltliche Herausforderung gemeistert werden, dass die Hauptschule für die Eltern eine interessante Alternative zu anderen Ausbildungsmöglichkeiten ist. Für ihn sei aber die zentrale Herausforderung die Frage der standortnahen Präsenz der Hauptschulen. In Baden-Württemberg gehe man mit der Werkrealschule einen anderen Weg, bei dem Schließungen von Hauptschulen in Kauf genommen werden. Für ihn sei die standortnahe Versorgung ein hohes Gut, aber auch er könne keine Standortgarantien geben. Er wolle aber so viele der 1000 Standorte so lange wie möglich erhalten. Als letzte Alternative nannte Spaenle die Möglichkeit, alles so zu lassen, wie es jetzt ist. Das würde aber ein leises Sterben der Hauptschulen nicht verhindern.

Ortsnaher Bildungsdialog
Der Kultusminister erklärte weiter, dass er einen ortsnahen Bildungsdialog auf Landkreisebene wünsche, bei dem mit allen Betroffenen, also den Lehrern, Schülern, Sachaufwandsträgern und Eltern, diskutiert werde. Dabei sollen dann konkrete Lösungsansätze für den jeweiligen Kreis oder die betreffende kreisfreie Stadt herausgearbeitet werden. Die Mittelschule gebe es bis jetzt noch nicht. Das Angebot sei, ab dem Schuljahr 2010/11 damit zu beginnen. Es gebe keinen Beschluss, dass ab diesem Zeitpunkt alle Hauptschulen Mittelschulen sein müssen. „Wir wollen in einen Dialogprozess eintreten und gemeinsam mit Ihnen etwas positiv umsetzen und nichts von oben aufoktroyieren“, so Dr. Ludwig Spaenle. Dabei stehe die einzelne Schule im Mittelpunkt. Es werde keine einzige Schule gezwungen eine Mittelschule zu werden. Die Schulverbünde seien die strategische Antwort, um das drohende Aus vieler kleiner Hauptschulstandorte auf dem Lande zu verhindern. Das Mitwirken in einem Schulverbund führe dabei zu deutlich mehr Bildungsgerechtigkeit, denn so könnten mehr Schüler im ländlichen Raum ihren Mittleren Abschluss machen oder eine Ganztagsbetreuung bekommen. Insbesondere kleine Hauptschulen könnten nicht das gesamte pädagogische Angebot vorhalten. Deshalb müssten einige Schüler solcher Standorte schon heute fahren. Von einem übermäßigen Anstieg der Schülerfahrten könne nicht die Rede sein, so Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle.

Für mehr Förderstunden
Die anschließende Diskussion der Schulleiter mit dem Kultusminister und Ministerialdirigent Dr. Peter Müller wurde von Schulamtsdirektor Anton Wolfer geleitet. Dabei forderten die Pädagogen unter anderem mehr Förderstunden, die von geeigneten Förderlehrern in kleineren Lerngruppen gegeben werden. Auch wurde angeregt, den M-Zug bereits in der 5. und nicht erste in der 7. Klasse zu starten. Im Verlauf der angeregten Diskussion kamen aber sehr wohl Ängste vor allem der Leiter kleiner Hauptschulen zum Ausdruck, dass sie ihre Selbstständigkeit verlieren würden. Aber auch der Schülertransport zwischen den Standorten in den Verbünden wurde teilweise problematisch gesehen. So berichtete ein Schulleiter aus dem Bayerischen Wald, dass bei ihm die Schulbusse schon gehörige Strecken durch unbesiedeltes Gebiet zurücklegen würden.
 

 

 

Bericht Hofer DA
 14.10.2009