Regierungsschuldirektor Josef
Schätz stellte einleitend fest, dass man sich vor eineinhalb Jahren in der
Stadthalle getroffen habe. Damals wurde der Landkreis Dingolfing-Landau vom
damaligen Kultusminister Siegfried Schneider zur Modellregion erklärt. Die
Ergebnisse dieser Modellregion sind in die Entscheidung, die Hauptschule zur
Mittelschule weiterzuentwickeln, eingeflossen. Heute treffe man sich hier
zur ersten Dienstbesprechung mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle. Dabei
sei klar, dass das Thema durch den offenen Brief von Erwin Huber an Brisanz
gewonnen habe. Die Mittelschule werde sehr kontrovers diskutiert und oft sei
auch Ideologie im Spiel. Dabei gebe es sicher noch Fragen, die einer Klärung
bedürfen. Dies sollte aber intern und nicht über die Medien geschehen. Heute
hätten alle Anwesenden die Möglichkeit zu einer echten Diskussion, so
Schätz. Bürgermeister Josef Brunner dankte Minister Spaenle für dessen
persönliches Engagement, denn es sei nicht selbstverständlich, dass ein
Minister in den ländlichen Raum kommt um zu diskutieren. Besonders freue
ihn, dass er als Tagungsort ein Mittelzentrum und kein Oberzentrum gewählt
habe. Bei den Hauptschulen seien noch viele Fragen offen und es müsse
diskutiert werden, in welche Richtung es nun gehen soll. Oberstes Ziel müsse
dabei immer sein, das Beste für die Schüler zu erreichen. Er habe schon
Sorge, ob das, was im Ballungsraum funktioniert, auch im ländlichen Raum
umsetzbar ist. Bürgermeister Josef Brunner verlieh seiner Hoffnung Ausdruck,
dass alle fair um ihre Ziele kämpfen und das Ergebnis zum Wohle der Schüler
auch umsetzen.
Problemlöser
Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle erklärte zunächst, dass die Zukunft der
Hauptschulen eines der wichtigsten Themen in seinem Hause sei. Die
Hauptschule sei eine Pflichtschule, über die ein Drittel der jungen Menschen
an das Berufsleben herangeführt werden. Dabei löse die Hauptschule die
Probleme, die ihr die Gesellschaft überträgt. Er wolle zusammen mit den
Schulleitern und Lehrern die Hauptschulinitiative weiterentwickeln. Dabei
soll zum einen die inhaltliche Herausforderung gemeistert werden, dass die
Hauptschule für die Eltern eine interessante Alternative zu anderen
Ausbildungsmöglichkeiten ist. Für ihn sei aber die zentrale Herausforderung
die Frage der standortnahen Präsenz der Hauptschulen. In Baden-Württemberg
gehe man mit der Werkrealschule einen anderen Weg, bei dem Schließungen von
Hauptschulen in Kauf genommen werden. Für ihn sei die standortnahe
Versorgung ein hohes Gut, aber auch er könne keine Standortgarantien geben.
Er wolle aber so viele der 1000 Standorte so lange wie möglich erhalten. Als
letzte Alternative nannte Spaenle die Möglichkeit, alles so zu lassen, wie
es jetzt ist. Das würde aber ein leises Sterben der Hauptschulen nicht
verhindern.
Ortsnaher Bildungsdialog
Der Kultusminister erklärte weiter, dass er einen ortsnahen Bildungsdialog
auf Landkreisebene wünsche, bei dem mit allen Betroffenen, also den Lehrern,
Schülern, Sachaufwandsträgern und Eltern, diskutiert werde. Dabei sollen
dann konkrete Lösungsansätze für den jeweiligen Kreis oder die betreffende
kreisfreie Stadt herausgearbeitet werden. Die Mittelschule gebe es bis jetzt
noch nicht. Das Angebot sei, ab dem Schuljahr 2010/11 damit zu beginnen. Es
gebe keinen Beschluss, dass ab diesem Zeitpunkt alle Hauptschulen
Mittelschulen sein müssen. „Wir wollen in einen Dialogprozess eintreten und
gemeinsam mit Ihnen etwas positiv umsetzen und nichts von oben
aufoktroyieren“, so Dr. Ludwig Spaenle. Dabei stehe die einzelne Schule im
Mittelpunkt. Es werde keine einzige Schule gezwungen eine Mittelschule zu
werden. Die Schulverbünde seien die strategische Antwort, um das drohende
Aus vieler kleiner Hauptschulstandorte auf dem Lande zu verhindern. Das
Mitwirken in einem Schulverbund führe dabei zu deutlich mehr
Bildungsgerechtigkeit, denn so könnten mehr Schüler im ländlichen Raum ihren
Mittleren Abschluss machen oder eine Ganztagsbetreuung bekommen.
Insbesondere kleine Hauptschulen könnten nicht das gesamte pädagogische
Angebot vorhalten. Deshalb müssten einige Schüler solcher Standorte schon
heute fahren. Von einem übermäßigen Anstieg der Schülerfahrten könne nicht
die Rede sein, so Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle.
Für mehr Förderstunden
Die anschließende Diskussion der Schulleiter mit dem Kultusminister und
Ministerialdirigent Dr. Peter Müller wurde von Schulamtsdirektor Anton
Wolfer geleitet. Dabei forderten die Pädagogen unter anderem mehr
Förderstunden, die von geeigneten Förderlehrern in kleineren Lerngruppen
gegeben werden. Auch wurde angeregt, den M-Zug bereits in der 5. und nicht
erste in der 7. Klasse zu starten. Im Verlauf der angeregten Diskussion
kamen aber sehr wohl Ängste vor allem der Leiter kleiner Hauptschulen zum
Ausdruck, dass sie ihre Selbstständigkeit verlieren würden. Aber auch der
Schülertransport zwischen den Standorten in den Verbünden wurde teilweise
problematisch gesehen. So berichtete ein Schulleiter aus dem Bayerischen
Wald, dass bei ihm die Schulbusse schon gehörige Strecken durch
unbesiedeltes Gebiet zurücklegen würden.
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