Die neue bayerische Mittelschule
wird auf mehreren Säulen stehen: Ganztagsunterricht, Berufsorientierung, die
Kooperationen mit Berufsschule, Arbeitsagentur und Betrieben mit
einschließt, das Angebot der drei Fachrichtungen Technik, Wirtschaft und
Soziales, eine modulare Förderung sowie das Angebot einer M 10, die zur
Mittleren Reife führt. Nicht jede bisherige Hauptschule wird künftig dieses
gesamte Paket anbieten können. Vielmehr wird das Komplettangebot innerhalb
eines der zu gründenden Schulverbünde gewährleistet.
Dies bedeutet: Ein Schüler wird an diversen Standorten unterrichtet.
Auszutüfteln, welches Fach an welchem Schulstandort angeboten wird, dürfte
eine der Hauptaufgaben der anstehenden Dialoggespräche zwischen
Schulleitern, Lehrern und Gemeinden sein. Eine Aufgabe, die nicht ohne
Brisanz sein dürfte. Dies prognostizierte jedenfalls Landrat Heinrich Trapp
bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Der Leiter der Schulabteilung an der
Regierung von Niederbayern, Josef Schätz wiegelte ab: „Das wird in einem
Verbundausschuss abgestimmt".
Vielleicht können beim für den 17. November anberaumten Dialogforum bereits
erste Überlegungen präsentiert werden. Für die Detailplanung ist auch ein
gewisser zeitlicher Spielraum gegeben, nachdem nach den Vorstellungen der
Regierung mit den ersten Schulverbünden im Schuljahr 2011/2012 gestartet
werden sollte. An der Neuausrichtung des standortspezifischen
Unterrichtsangebots wird sich die Schülerbeförderung orientieren müssen.
Schulamtsdirektorin Angelika Haslbeck sieht dies gelassen: „Die
Schulbusnetze sind gut ausgebaut. Außerdem ist die Wohnortnähe für die
Eltern von Mittelschülern kein Kriterium". Landrat Trapp sieht hingegen
einige Koordinationsaufgaben auf sein Amt zukommen: „Mit Sicherheit muss das
Bussystem neu überdacht und abgestimmt werden". Es müsse überlegt werden, wo
man bei Schulbuslinien und wo bei öffentlichen Linien bleibt. Klar ist für
den Landrat, dass sichergestellt werden muss, dass nicht ein Schüler an
einem Tag an zwei verschiedenen Standorten unterrichtet wird. Josef Schätz
macht auch auf Kriterien der Bezuschussung aufmerksam. Das Finanz- und das
Kultusministerium seien hier in konkreten Verhandlungen. Es solle erreicht
werden, dass alle Linien nach FAG gefördert werden und dass die Schulfahrten
möglichst reduziert werden. Schätz: „Es stimmt auch nicht, dass jeder
Schüler fahren muss".
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bayern, Gele
Neubäcker prognostiziert, dass Schulverbünde dazu führen werden, dass Kinder
und Jugendliche viel Zeit in überfüllten' Bussen verbringen und verlieren,
obwohl bekannt sei, dass solche Fahrten weder die Lernbereitschaft noch die
Konzentrationsfähigkeit fördern. Auf die Schulträger würden deutlich höhere
Kosten zukommen.
Auf politischer Ebene hat daher eine Debatte um einen möglichen Wechsel der
Schulträgerschaft von den Gemeinden auf die Landkreise eingesetzt. Nach
Ansicht des Bayerischen Gemeindetags bringt dies keine Lösung, sondern
eröffnet nur neue Problemsituationen. "Zu befürchten seien
vermögensrechtliche Auseinandersetzungen zwischen Landkreisen und Gemeinden.
Präsident Dr. Uwe Brandl: „Wir haben schon genügend Heuschrecken in der
privaten Wirtschaft, wir brauchen diese nicht in der kommunalen
Bildungslandschaft". |