Werden neue Mittelschüler zu Fahrschülern?


Mit der Neustrukturierung der Hauptschullandschaft muss auch die Schülerbeförderung auf neue Beine gestellt werden
 




Auch auf die Hauptschüler werden künftig weitere Schulwege zukommen

Dingolfing. Das Schülerbeförderungssystem im Landkreis muss im Zuge der Neustrukturierung der Hauptschullandschaft neu überdacht werden. Davon ist Landrat Heinrich Trapp überzeugt.

Die neue bayerische Mittelschule wird auf mehreren Säulen stehen: Ganztagsunterricht, Berufsorientierung, die Kooperationen mit Berufsschule, Arbeitsagentur und Betrieben mit einschließt, das Angebot der drei Fachrichtungen Technik, Wirtschaft und Soziales, eine modulare Förderung sowie das Angebot einer M 10, die zur Mittleren Reife führt. Nicht jede bisherige Hauptschule wird künftig dieses gesamte Paket anbieten können. Vielmehr wird das Komplettangebot innerhalb eines der zu gründenden Schulverbünde gewährleistet.

Dies bedeutet: Ein Schüler wird an diversen Standorten unterrichtet. Auszutüfteln, welches Fach an welchem Schulstandort angeboten wird, dürfte eine der Hauptaufgaben der anstehenden Dialoggespräche zwischen Schulleitern, Lehrern und Gemeinden sein. Eine Aufgabe, die nicht ohne Brisanz sein dürfte. Dies prognostizierte jedenfalls Landrat Heinrich Trapp bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Der Leiter der Schulabteilung an der Regierung von Niederbayern, Josef Schätz wiegelte ab: „Das wird in einem Verbundausschuss abgestimmt".
Vielleicht können beim für den 17. November anberaumten Dialogforum bereits erste Überlegungen präsentiert werden. Für die Detailplanung ist auch ein gewisser zeitlicher Spielraum gegeben, nachdem nach den Vorstellungen der Regierung mit den ersten Schulverbünden im Schuljahr 2011/2012 gestartet werden sollte. An der Neuausrichtung des standortspezifischen Unterrichtsangebots wird sich die Schülerbeförderung orientieren müssen.

Schulamtsdirektorin Angelika Haslbeck sieht dies gelassen: „Die Schulbusnetze sind gut ausgebaut. Außerdem ist die Wohnortnähe für die Eltern von Mittelschülern kein Kriterium". Landrat Trapp sieht hingegen einige Koordinationsaufgaben auf sein Amt zukommen: „Mit Sicherheit muss das Bussystem neu überdacht und abgestimmt werden". Es müsse überlegt werden, wo man bei Schulbuslinien und wo bei öffentlichen Linien bleibt. Klar ist für den Landrat, dass sichergestellt werden muss, dass nicht ein Schüler an einem Tag an zwei verschiedenen Standorten unterrichtet wird. Josef Schätz macht auch auf Kriterien der Bezuschussung aufmerksam. Das Finanz- und das Kultusministerium seien hier in konkreten Verhandlungen. Es solle erreicht werden, dass alle Linien nach FAG gefördert werden und dass die Schulfahrten möglichst reduziert werden. Schätz: „Es stimmt auch nicht, dass jeder Schüler fahren muss".

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bayern, Gele Neubäcker prognostiziert, dass Schulverbünde dazu führen werden, dass Kinder und Jugendliche viel Zeit in überfüllten' Bussen verbringen und verlieren, obwohl bekannt sei, dass solche Fahrten weder die Lernbereitschaft noch die Konzentrationsfähigkeit fördern. Auf die Schulträger würden deutlich höhere Kosten zukommen.
Auf politischer Ebene hat daher eine Debatte um einen möglichen Wechsel der Schulträgerschaft von den Gemeinden auf die Landkreise eingesetzt. Nach Ansicht des Bayerischen Gemeindetags bringt dies keine Lösung, sondern eröffnet nur neue Problemsituationen. "Zu befürchten seien vermögensrechtliche Auseinandersetzungen zwischen Landkreisen und Gemeinden. Präsident Dr. Uwe Brandl: „Wir haben schon genügend Heuschrecken in der privaten Wirtschaft, wir brauchen diese nicht in der kommunalen Bildungslandschaft".

 

Bericht Winfried Walter, DA
 Oktober.2009