Dialogforum statt Schubladenpläne

Wie sieht die Zukunft der Hauptschulen im Landkreis aus? - Gespräche dazu ab Oktober
 


So wie an der Hauptschule Dingolfing blickt man auch an den anderen elf Hauptschulen im Landkreis
gespannt dem Oktober entgegen

 

Dingolfing. An den zwölf Hauptschulen im Landkreis herrscht gespanntes Warten: Welche Schule wird künftig mit welcher kooperieren? Vor allem aber fragt man sich: Welche Hauptschule wird überleben?


Unter den Rektoren der Hauptschulen im Landkreis herrscht Spannung, vielleicht sogar Anspannung: tief greifende Veränderungen sind angekündigt. Einhergehend mit einer Aufgabenveränderung der Hauptschule wird es zu einer schulübergreifenden Zusammenarbeit kommen müssen. Wenn nicht sogar zu Standortschließungen. Denn schon hat Kultusminister Ludwig Spaenle deutlich gemacht, dass nicht alle Hauptschulen werden überleben können.

Die momentan herrschende Unsicherheit ist die Folge der Pläne des Bayerischen Kultusministers, die Hauptschule in eine Mittelschule umzufunktionieren. Ab dem übernächsten Schuljahr soll die Hauptschule dann auch nicht mehr so heißen. Die künftige Mittelschule soll eine intensivere Berufsorientierung durch mehr Praktika vermitteln und eine engere Zusammenarbeit mit den Berufsschulen vermitteln. Zudem sollen dann die M-Züge bereits ab der fünften Jahrgangsstufe wählbar sein. Damit sei dann die Mittlere Reife auf der neuen Mittelschule „nicht identisch aber gleichwertig" wie Spaenle sagt. Auf einer Veranstaltung im Bayerischen Wald verdeutlichte der Kultusminister Ende Juli weitere Einzelheiten seiner Pläne. An 970 Standorten in Bayern gebe es derzeit noch Hauptschulen. Damit so viele davon solange wie möglich bestehen bleiben, setze er, Spaenle auf Verbünde. Doch Spaenle machte auch deutlich, dass nicht alle Hauptschulen zu Mittelschulen werden können und genauso, dass nicht alle Hauptschulen überleben werden.

Schulamtsdirektorin Angelika Haslbeck reduziert gegenüber dem „DA" die Dramatik dieser Worte: „Das ist alles freiwillig". Im Oktober werde sie die Bürgermeister und die Leiter der Hauptschulen im Landkreis zu einem Sondierungsgespräch einladen. Bei dieser Zusammenkunft werde es um Schülerzahlen, um mögliche Verbünde und um mögliche Eigenständigkeiten gehen. Frau Haslbeck spricht von einem demokratischen Prozess und sie betont: „Ich werde keine Schubladenpläne präsentieren". Auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus werden derartige Gespräche als „Dialogforen" bezeichnet, als deren Zielsetzung eine neue Kultur der bildungspolitischen Diskussion angegeben wird. Die vielfältigen Herausforderungen, mit denen das Schulwesen in den kommenden Jahren konfrontiert sein wird, würden eine neue Kultur der bildungspolitischen Diskussion voraussetzen. Als Ziel wird angegeben, Gesprächsprozesse vor Ort zur Sicherstellung eines wohnortnahen, differenzierten und gerechten Bildungsangebotes von hoher Qualität in Gang zu setzen. Die Dialogforen stünden zukünftig als Instrument zur Verfügung, um bei wichtigen Fragen der Bildungspolitik und der Schulentwicklung vor Ort die jeweiligen regionalen Gegebenheiten, Beobachtungen und Wünsche stärker einzubeziehen, z. B. bei der Weiterentwicklung der Schulorganisation oder der Schwerpunktsetzung und Entwicklung des schulischen Bildungsangebotes.

Der Präsident des BLLV, Klaus Wenzel reagierte mit „Enttäuschung und Entsetzen" auf Spaenles Pläne. Den Begriff Mittelschule nannte er einen Etikettenschwindel. Statt starke und' schwache Schüler im Klassenverband individuell zu fördern, werde die Hauptschule weiter segmentiert. Es entstehe eine „tragische Homogenität", bei der „es keine Starken mehr als Lokomotive gibt".
 

 

Bericht
Winfried Walter DA  08.08.2009