„Meine Kollegen wollen mir das nicht richtig glauben, dass ich mich auf
meinen Ruhestand freue, weil ich mich immer so für die Schule engagiert
habe. Aber das ist mein Naturell. Ich hab das auch immer alles gerne
gemacht. Aber nun möchte ich endlich Zeit haben, meinen anderen Interessen
nachzugehen. Insbesondere mit ihrer Harfe, die sie schon seit etwa 25 Jahren
besitzt, möchte sich die Schulleiterin intensiver beschäftigen. „Als junge
Lehrerin habe ich mich mit einem Lehramtsstudenten über Volksmusik
unterhalten, der mir erzählte, dass jemand eine Harfe zu verkaufen hätte.
Also habe ich spontan die Harfe gekauft und mir das Spielen selbst
beigebracht", erzählte Adele Rump. Bisher konnte sie nur an den Wochenenden
ihrem Hobby nachgehen. „Aber nun möchte ich meine Technik verbessern und
mich vielleicht auch einer Gruppe anschließen, die ebenfalls bäuerliche
Kammermusik spielt", schmiedet die Schulleiterin begeistert Pläne für ihren
Ruhestand.
„Und lesen möchte ich, ganz viel lesen", fügt Adele Rump zu ihren Plänen
hinzu und kommt ins Schwärmen: „Mein Mann ist ein Büchersammler und so haben
wir eine Bibliothek, die über zwei Stockwerke geht." Bücher, Bildbände und
Kataloge über Geschichte, insbesondere die bayerische Geschichte,
Kunstgeschichte und Italien seien derzeit ihre Favoriten. Auch Reisen möchte
das Ehepaar Rump. Doch nicht zu weit weg, da ihr Ehemann auf den Rollstuhl
angewiesen ist, aber Deutschland, Österreich und Italien wären als
Reiseziele durchaus realisierbar. Sie möchten sich die Kunst und Kultur
ihres jeweiligen Reiseziels mit entsprechende Literatur erarbeiten. „Früher
waren wir fünfmal im Jahr in Rom und haben uns die Stadt intensiv
erarbeitet", so die Schulleiterin. Aber auch Niederbayern zu erforschen sei
ihr großes Ziel. „Niederbayern ist ja auch voller Kunst und Kultur."
„Dann will ich mich noch unbedingt mit dem Garten beschäftigen", zählt Adele
Rump ihre Vorhaben auf. „Natürlich möchte ich dann endlich auch die Zeit
haben, mich in meinen schönen Garten zu setzen und ihn auch zu genießen",
fügt die Schulleiterin augenzwinkernd hinzu. Freunde zu treffen kam, ihrer
Meinung nach, bisher ebenfalls zu kurz. „Ich habe vor, mich körperlich fit
zu halten. Ich walke durch die Wiesen und Felder. Wenn' s regnet setzte ich
mich eben auf mein Trimmrad."
Für all diese Dinge habe sie bisher keine Zeit gehabt, deswegen freue sie
sich jetzt auf ihren Ruhestand. „Ich habe meinen Beruf gerne gemacht und
habe viele Ideen gehabt, die ich umsetzen konnte. Schließlich ist das ein
Beruf mit Menschen, da kann man oft nicht ,Nein' sagen ,ich habe jetzt
Dienstschluss'. Es macht einen aber auch Freude, wenn man helfen kann und
Erfolg sieht", so Adele Rump.
Geboren wurde Adele Rump 1947 in Nürnberg. Nach ihrem Studium in München,
trat sie 1970 bereits ihre erste Dienststelle an der Hauptschule in
Dingolfing an und bleib dort zehn Jahre lang. Sie absolvierte eine
Zusatzausbildung als Beratungslehrkraft. Von 1980 bis 1984 war Adele Rump
als Konrektorin an der Hauptschule Frontenhausen tätig, bis sie zur Rektorin
der Volksschule in Massing befördert wurde. 1993 kam sie als Rektorin zurück
an die Hauptschule Dingolfing.
Mit elektrischen Schreibmaschinen angefangen
In ihrer langjährigen Laufbahn als Lehrerin beziehungsweise Rektorin hat
sich in den Schulen viel geändert, erinnert sich Adele Rump. „Insbesondere
in der Technik hat sich im Laufe der Zeit viel getan. Als ich angefangen
habe, gab es einen Overhead Projektor, keinen Computer und auch keinen
Kopierer. Da hatten wir gerade mal eine elektrische Schreibmaschine und das
war dann schon das i-Tüpfelchen. Diesbezüglich hat sich natürlich enorm viel
geändert", resümiert die Schulleiterin.
Gleich geblieben sei allerdings, dass man ein menschliches Miteinander
zwischen Schülern und Lehrern schaffen müsse und dass die Kinder Zuwendung
brauchen. Das wird sich nie ändern", erzählt die Schulleiterin aus ihrer
Erfahrung. Es stimme schon, dass sich die Kinder im Laufe der Jahre geändert
haben. „Aber die Lehrer haben sich schließlich gleichermaßen geändert."
Freilich würden aber die Kinder, wie sie feststellen musste, immer weniger
von Zuhause mitbekommen. Zumeist fehle es an Dingen, die für ihre Generation
selbstverständlich sei, wie Rücksicht auf andere Personen. Darum sei sie
froh, dass ihr und dem Lehrerkollegium seit einiger Zeit drei
Sozialpädagogen in Teilzeit hilfreich zur Seite stehen. „Das war vor 30
Jahren nicht nötig, aber heute ist es sowohl für die Schüler und deren
Eltern als auch für die Lehrer ein Segen, dass wir sie haben", so die
Schulleiterin. Sie würden bei privaten Streitigkeiten eingreifen und
schlichten. Ein Lehrer könnte dagegen die Kontrahenten im Unterricht grade
mal still stellen.
Neu an der Schule seien auch die Ganztagsklassen, die es seit zwei Jahren
gibt. Hier haben die Schüler auf den ganzen Tag verteilt zwölf Lehrerstunden
zusätzlich. „Der Vorteil an den Ganztagesklassen ist, dass sie diese
Schülerinnen und Schüler schon an einen kompletten Arbeitstag gewöhnt haben
und sich im Praktikum und im Berufseinstieg oft leichter tun und eher
durchhalten können", erzählt Adele Rump.
Neu eingeführt, während ihrer Amtszeit, wurden auch die Paten für Schüler
der Achten Klassen. Die Paten nehmen die Schüler bei der Lehrstellensuche
ein wenig unter ihre Fittiche. Neu war auch, dass Adele Rump mit ihrer
Religionsklasse der zehnten Jahrgangsstufe einmal pro Woche die Senioren im
Bürgerheim besucht hat. „Das war sowohl für die Schüler, die kaum Kontakt zu
ihren eigenen Großeltern haben, als auch für die Senioren ein großer
Gewinn." Anfangs wurden die Senioren im Rollstuhl ausgefahren. Im Winter
nutzten die Schüler die Zeit und spielten Gesellschaftsspiele mit den
Senioren. Weihnachten wurden von Brächen erzählt und gemeinsam Plätzchen
gebacken.
„Es war eine schöne Zeit an der Schule aber nun freue ich mit enorm auf
meinen Ruhestand. Ich habe für die Zeit so viel vor", sagt Adele Rump und
kann es kaum noch erwarten bis ihre letztes Schuljahr endlich zu Ende geht.
Ihr Nachfolger wird Ottmar Horak aus Oberbayern sein.
Und vielleicht kehrt Adele Rump ihrer Schule ja nicht für immer den Rücken
zu, aber das lässt sie noch offen. „Ich behalte mir das auf jeden Fall als
Option im Hinterkopf."
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