„Endlich habe ich Zeit für meine Interessen"
 

Nach 16 Jahren als Rektorin an der Hauptschule
geht Adele Rump in den Ruhestand
 


Adele Rump freut sich schon auf ihren Ruhestand
 

Dingolfing. „Ich freue mich enorm auf meinen Ruhestand. Dann kann ich endlich all die Dinge tun, für welche ich früher selten Zeit hatte, wie beispielsweise Harfe spielen", Adele Rumps Augen fangen an zu leuchten, wenn sie von ihren Plänen für ihren Ruhestand erzählt. Seit 16 Jahren ist Adele Rump Schulleiterin an der Hauptschule in Dingolfing. Nun heißt es Endspurt für das Schuljahr und damit auch für ihr Wirken an der Hauptschule.


„Meine Kollegen wollen mir das nicht richtig glauben, dass ich mich auf meinen Ruhestand freue, weil ich mich immer so für die Schule engagiert habe. Aber das ist mein Naturell. Ich hab das auch immer alles gerne gemacht. Aber nun möchte ich endlich Zeit haben, meinen anderen Interessen nachzugehen. Insbesondere mit ihrer Harfe, die sie schon seit etwa 25 Jahren besitzt, möchte sich die Schulleiterin intensiver beschäftigen. „Als junge Lehrerin habe ich mich mit einem Lehramtsstudenten über Volksmusik unterhalten, der mir erzählte, dass jemand eine Harfe zu verkaufen hätte. Also habe ich spontan die Harfe gekauft und mir das Spielen selbst beigebracht", erzählte Adele Rump. Bisher konnte sie nur an den Wochenenden ihrem Hobby nachgehen. „Aber nun möchte ich meine Technik verbessern und mich vielleicht auch einer Gruppe anschließen, die ebenfalls bäuerliche Kammermusik spielt", schmiedet die Schulleiterin begeistert Pläne für ihren Ruhestand.

„Und lesen möchte ich, ganz viel lesen", fügt Adele Rump zu ihren Plänen hinzu und kommt ins Schwärmen: „Mein Mann ist ein Büchersammler und so haben wir eine Bibliothek, die über zwei Stockwerke geht." Bücher, Bildbände und Kataloge über Geschichte, insbesondere die bayerische Geschichte, Kunstgeschichte und Italien seien derzeit ihre Favoriten. Auch Reisen möchte das Ehepaar Rump. Doch nicht zu weit weg, da ihr Ehemann auf den Rollstuhl angewiesen ist, aber Deutschland, Österreich und Italien wären als Reiseziele durchaus realisierbar. Sie möchten sich die Kunst und Kultur ihres jeweiligen Reiseziels mit entsprechende Literatur erarbeiten. „Früher waren wir fünfmal im Jahr in Rom und haben uns die Stadt intensiv erarbeitet", so die Schulleiterin. Aber auch Niederbayern zu erforschen sei ihr großes Ziel. „Niederbayern ist ja auch voller Kunst und Kultur."
„Dann will ich mich noch unbedingt mit dem Garten beschäftigen", zählt Adele Rump ihre Vorhaben auf. „Natürlich möchte ich dann endlich auch die Zeit haben, mich in meinen schönen Garten zu setzen und ihn auch zu genießen", fügt die Schulleiterin augenzwinkernd hinzu. Freunde zu treffen kam, ihrer Meinung nach, bisher ebenfalls zu kurz. „Ich habe vor, mich körperlich fit zu halten. Ich walke durch die Wiesen und Felder. Wenn' s regnet setzte ich mich eben auf mein Trimmrad."
Für all diese Dinge habe sie bisher keine Zeit gehabt, deswegen freue sie sich jetzt auf ihren Ruhestand. „Ich habe meinen Beruf gerne gemacht und habe viele Ideen gehabt, die ich umsetzen konnte. Schließlich ist das ein Beruf mit Menschen, da kann man oft nicht ,Nein' sagen ,ich habe jetzt Dienstschluss'. Es macht einen aber auch Freude, wenn man helfen kann und Erfolg sieht", so Adele Rump.

Geboren wurde Adele Rump 1947 in Nürnberg. Nach ihrem Studium in München, trat sie 1970 bereits ihre erste Dienststelle an der Hauptschule in Dingolfing an und bleib dort zehn Jahre lang. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Beratungslehrkraft. Von 1980 bis 1984 war Adele Rump als Konrektorin an der Hauptschule Frontenhausen tätig, bis sie zur Rektorin der Volksschule in Massing befördert wurde. 1993 kam sie als Rektorin zurück an die Hauptschule Dingolfing.

Mit elektrischen Schreibmaschinen angefangen
In ihrer langjährigen Laufbahn als Lehrerin beziehungsweise Rektorin hat sich in den Schulen viel geändert, erinnert sich Adele Rump. „Insbesondere in der Technik hat sich im Laufe der Zeit viel getan. Als ich angefangen habe, gab es einen Overhead Projektor, keinen Computer und auch keinen Kopierer. Da hatten wir gerade mal eine elektrische Schreibmaschine und das war dann schon das i-Tüpfelchen. Diesbezüglich hat sich natürlich enorm viel geändert", resümiert die Schulleiterin.

Gleich geblieben sei allerdings, dass man ein menschliches Miteinander zwischen Schülern und Lehrern schaffen müsse und dass die Kinder Zuwendung brauchen. Das wird sich nie ändern", erzählt die Schulleiterin aus ihrer Erfahrung. Es stimme schon, dass sich die Kinder im Laufe der Jahre geändert haben. „Aber die Lehrer haben sich schließlich gleichermaßen geändert." Freilich würden aber die Kinder, wie sie feststellen musste, immer weniger von Zuhause mitbekommen. Zumeist fehle es an Dingen, die für ihre Generation selbstverständlich sei, wie Rücksicht auf andere Personen. Darum sei sie froh, dass ihr und dem Lehrerkollegium seit einiger Zeit drei Sozialpädagogen in Teilzeit hilfreich zur Seite stehen. „Das war vor 30 Jahren nicht nötig, aber heute ist es sowohl für die Schüler und deren Eltern als auch für die Lehrer ein Segen, dass wir sie haben", so die Schulleiterin. Sie würden bei privaten Streitigkeiten eingreifen und schlichten. Ein Lehrer könnte dagegen die Kontrahenten im Unterricht grade mal still stellen.

Neu an der Schule seien auch die Ganztagsklassen, die es seit zwei Jahren gibt. Hier haben die Schüler auf den ganzen Tag verteilt zwölf Lehrerstunden zusätzlich. „Der Vorteil an den Ganztagesklassen ist, dass sie diese Schülerinnen und Schüler schon an einen kompletten Arbeitstag gewöhnt haben und sich im Praktikum und im Berufseinstieg oft leichter tun und eher durchhalten können", erzählt Adele Rump.
Neu eingeführt, während ihrer Amtszeit, wurden auch die Paten für Schüler der Achten Klassen. Die Paten nehmen die Schüler bei der Lehrstellensuche ein wenig unter ihre Fittiche. Neu war auch, dass Adele Rump mit ihrer Religionsklasse der zehnten Jahrgangsstufe einmal pro Woche die Senioren im Bürgerheim besucht hat. „Das war sowohl für die Schüler, die kaum Kontakt zu ihren eigenen Großeltern haben, als auch für die Senioren ein großer Gewinn." Anfangs wurden die Senioren im Rollstuhl ausgefahren. Im Winter nutzten die Schüler die Zeit und spielten Gesellschaftsspiele mit den Senioren. Weihnachten wurden von Brächen erzählt und gemeinsam Plätzchen gebacken.
„Es war eine schöne Zeit an der Schule aber nun freue ich mit enorm auf meinen Ruhestand. Ich habe für die Zeit so viel vor", sagt Adele Rump und kann es kaum noch erwarten bis ihre letztes Schuljahr endlich zu Ende geht. Ihr Nachfolger wird Ottmar Horak aus Oberbayern sein.

Und vielleicht kehrt Adele Rump ihrer Schule ja nicht für immer den Rücken zu, aber das lässt sie noch offen. „Ich behalte mir das auf jeden Fall als Option im Hinterkopf."


 

 

Bericht
Eike Lehmann DA  29.07.2009