„Als einen schwarzen Tag für die bildungswillige Jugend in unserem
Landkreis", bezeichnete Landrat Heinrich Trapp den Tag, als er die Nachricht
von Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle erhielt, mit der Absage einer FOS für
Dingolfing. Wochenlang habe man dafür gekämpft, Werbung gemacht, sogar er
selbst sei in die Schulen gegangen und habe die Schüler über ihre
Möglichkeiten informiert. Und mit der Probeeinschreibung habe man mit 79
Anmeldungen die Hürde von 60 (in Anlehnung an Eichstätt) deutlich
übersprungen. Der Jugend, den Schülern werde, so Trapp, „etwas vorenthalten,
was sie schon längst verdient hat", zeigt sich der Landrat enttäuscht und
sauer.
Zu geringe Bewerberzahl
Die Entscheidung sei nicht nachvollziehbar und eine Ungerechtigkeit den
jungen Menschen gegenüber. Der Hauptgrund, so schreibt Kultusminister
Spaenle in seinem Antwortschreiben sei die zu geringe Zahl an Bewerber: „Die
sorgfältige Prüfung und Auswertung der Probeeinschreibung hat ergeben, dass
das Schülerpotenzial für eine mögliche Fachoberschule beziehungsweise
Außenstelle der Staatlichen FOS Landshut am Standort Dingolfing unter
Einrechnung der von der Schule gemeldeten Antrittsfaktoren nicht ausreichend
ist", schreibt der Kultusminister. Bis zum vergangenen Jahr unter der
Regierung von Staatsminister Erwin Huber und Kultusminister Siegfried
Schneider hätte es positiv für die FOS in Dingolfing ausgesehen, und wie
Trapp betonte, sei er sich sicher, dass es dann auch geklappt hätte. Um so
weniger verstehe er, dass es jetzt eine Absage gab. Denn obgleich die Zahlen
für den Dingolfinger Standort sprechen, habe das Ministerium, so Trapp
verärgert, alle Fakten negativ ausgelegt. Trapp zeigt sich sauer: „Die haben
die Zahlen so hingedreht, wie es ihnen in den Kram passt. Die haben die
Anmeldezahlen herunter gerechnet. Vor allem die Schüler der MIO mit
mittlerer Reife sind bei den Rechnungen des Kultusministeriums durch den
Rost gefallen. So viel zur Wertschätzung der Hauptschule durch dieses
Ministerium."
Zum anderen erklärt Spaenle in seinem Schreiben, dass „der Bildungsgang DBFH
(Duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife), der an der Berufsschule
Dingolfing seit Jahren angeboten wird, auch bei steigenden Schülerzahlen in
diesem Bereich - nicht das zu geringe Schülerpotenzial für eine
Fachhochschule ersetzen". Denn erst im letzten Ausbildungsabschnitt würden
die DBFH-Schüler ab dem Schuljahr im Vollzeitunterricht auf die
Fachabiturprüfung an der Fachoberschule vorbereitet. Eine gemeinsame
Beschulung mit regulären Fachoberschulklassen sei auf Grund der zeitlich
unterschiedlichen Verteilung der Lerninhalte nicht möglich.
Neue Probeeinschreibung im Frühjahr
Die Argumentation „zu wenig Bewerber" sehe Trapp als Unsinn, dies würden
alleine Anmeldezahlen beweisen, schließlich hätten andere Städte mit weniger
Schülern auch beginnen können. Zudem wäre vielleicht sogar auf Grund der
Anmeldungen in Dingolfing eine zweite Fremdsprache möglich. Doch Trapp
befürchte, dass der Lehrermangel ebenfalls zum Tragen komme, denn jetzt
schon fallen sieben Prozent des Unterrichtes an der FOS Landshut auf Grund
des Lehrermangels aus. Die Tatsache, dass in Dingolfing keine FOS entsteht,
zieht weitere Konsequenzen mit sich. Die Erweiterung der Dingolfinger
Realschule, die dringend notwendig ist, wird sich mindestens um ein Jahr
verzögern. So hätten die Planung des Anbaugebäudes jetzt schon beginnen
können. Zudem seien die Fahrtkosten, die die Eltern privat zu tragen haben,
damit die Schüler nach I Landshut kommen, nicht unerheblich.
Nächstes Jahr im Frühjahr wird es erneut eine Einschreibung geben, „ein
Strohhalm, den wir natürlich ergreifen wollen". Aber wie Trapp es
realistisch sieht, „durch die aktuelle Entscheidung ist viel Vertrauen
verloren gegangen." Und zudem, wie der Kultusminister es in seinem Brief
ausdrückte, müssten „die Anmeldezahlen im Vergleich zu den jetzt
vorliegenden Zahlen deutlich höher" ausfallen.
„Kultusminister hätte sich einen Ruck geben können"
Enttäuscht zeigt sich auch Staatsminister a. D. Erwin Huber. Wie er
erklärte, habe er lange mit dem Kultusminister gesprochen und deutlich
gemacht, dass man alle Voraussetzungen, auch räumlich, schaffen würde, um in
Dingolfing eine Außenstelle der FOS zu gründen. Doch, wie Huber weiß, möchte
der Kultusminister in dem Fall das Risiko nicht eingehen, nachdem in der
vergangenen Zeit zwei Neugründungen nicht „vorankamen".
Man habe im Bereich Soziales nur wenige Anmeldungen, hätte aber mit dem
Bereich Wirtschaft gerade noch die notwendigen Zahlen erreicht. Auch er
hätte sich gewünscht, dass sich Spaenle „einen Ruck gegeben hätte, aber dem
Kultusminister war die Datengrundlage zu schwach". Der erste Anlauf sei
nicht geglückt, so Huber, „aber es ist keine endgültige Entscheidung" und so
werde man im nächsten Jahr nochmal eine Probeeinschreibung starten.
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