Vor Ort nach den Erfahrungen gefragt

Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle besuchte
die Hauptschule

 

Eine Schülerin berichtete über ihre Erfahrungen mit der Ganztagsklasse

 

Dingolfing. Die Schule will er beibehalten. Ihr Profil aber will er ändern. Und ihren Namen vielleicht auch. Der Bayerische Kultusminister ist in der Überlegungsphase, wie er die Hauptschule in Kombination mit der Berufsschule künftig im Detail gestalten will. Gestern machte sich Dr. Ludwig Spaenle an der Hauptschule Dingolfing kundig, wie dort die Ganztagsklassen funktionieren.


Dr. Ludwig Spaenle ist ein bekennender Freund der Ganztagsschule. Erst vor wenigen Tagen sprach er sich in einem Interview für deren weiteren Ausbau aus. Damit liegt der neue Bayerische Kultusminister auf der Linie seiner Vorgänger. Schon vor sieben Jahren war in Bayern beschlossen worden, „die gebundene Ganztagshauptschule bis zum Schuljahr 2012/2013 flächendeckend und bedarfsgerecht auszubauen und Ganztagszüge überall dort einzuführen, wo der Sachaufwandsträger einen entsprechenden Antrag stellt und vor Ort von Eltern und Schule ein Bedarf gemeldet wird".

Für die Dingolfinger Hauptschule war ein Bedarf gemeldet worden. Es gibt eine fünfte Klasse als Ganztagsklasse mit 23 Schülern und eine neunte Klasse als Ganztagsklasse mit 17 Schülern. Alle Schüler nehmen freiwillig teil. Bis 16 Uhr dauert von Montag bis Donnerstag der Unterricht und am Freitag bis mittags. Die Schüler werden auch von zwei Sozialpädagogen betreut. Kultusminister Spaenle wollte gestern vor Ort wissen, wie die Erfahrungen aussehen. Er fragte zunächst die Jugendlichen der 9c mit Klassleiter Ulrich Lipp in deren Klassenzimmer und dann Lehrer, Schulleitung, Schulamt und Politiker im Rahmen eines runden Tisches an der Schule. Eine Stunde hatte sich Spaenle Zeit genommen.
 

„Wir kriegen mehr Betreuung", äußerte sich die Schülerin Celina positiv. Und ein anderer Schüler bekannte „Ich kann in der Schule besser lernen wie zuhause". Ein dritter Schüler wiederum würdigte, dass die Schule behilflich sei beim Abfassen der Bewerbungen:
Schulleiterin Adele Rump sah den Erfolg der Ganztagsklassen als so durchschlagend an, dass sie vorschlug, diese zur Pflicht zu machen.


Lipp nannte die gute Personalausstattung als einen der Erfolgsfaktoren. So könne man am Montag die Klasse in vier Gruppen einteilen. Viel Zeit bleibe für die wichtigen Fächer Deutsch und Mathematik. Lipp warnte aber davor, den Erfolg als einen Automatismus anzusehen: „Manche lernen nach der Schule nicht mehr". Elternbeiratsvorsitzende Marion Mayr sah es hingegen so: „Das häusliche Lernen ist für die Eltern mit weniger Stress verbunden".


Schulamtsdirektorin Angelika Haslbeck stellte fest, dass die Eltern eine Ganztagsbetreuung vor allem in der fünften und in der neunten Klasse wünschen. In der fünften, um vielleicht noch den Sprung des Schülers in eine weiterführende Schule zu ermöglichen, in der neunten, um auf den Beruf besser vorbereiten zu können. Die Ganztagsschule sollte aber auch in den Klassen dazwischen angeboten werden.

Lehrer Lipp verdeutlichte, dass es ein Problem gibt, für das die Schule nichts kann: Er habe mit den 17 Schülern insgesamt 150 Bewerbungen geschrieben. Erst sechs Schüler seien untergekommen.

Landrat Heinrich Trapp sah in der Ganztagsschule einen Entlastungseffekt für den Landkreis. Die höhere Betreuung führe zu weniger sozialen Auffälligkeiten. Der Landrat richtete an den Staatsminister auch ein kritisches Wort: „Wir haben heuer für acht Schulen Sozialpädagogen beantragt, aber nur für eine einen bekommen". Die Antwort gab Staatsminister a. D. Erwin Huber: „Zum September werden weitere Schulen aufgenommen". Spaenle sprach der Dingolfinger Hauptschule seinen Respekt aus: „Das ist ein herausragend gutes Betreuungsszenario".
 

 

Bericht und Fotos: Winfried Walter
DA 29.04.2009