„Unwort 'Restschule' nicht durchgehen lassen"

Kultusminister Siegfried Schneider sprach 
über die Hauptschulinitiative

 

 

Landau. „Die Hauptschule in das rechte Licht rücken" - unter diesem Thema hat der Hauptschultag am Donnerstag gestanden. Mit dieser Veranstaltung sollten Schulleiter, Lehrer, Schüler und Gemeinden auf die bayernweit einzige Modellregion Dingolfing-Landau vorbereitet werden. Kultusminister Siegfried Schneider hat in der Stadthalle über die Hauptschulinitiative und deren Umsetzung gesprochen.
 

Die Frage nach der Zukunft der Hauptschule, so Kultusminister Schneider, läge auch an der bayerischen Wirtschaft: In Gesprächen müsse man herausfinden, ob die Wirtschaft auch weiterhin Hauptschulabgängern eine reelle Chance bietet. „Jeder arbeitet an der Abschaffung der Hauptschule. Aber man schafft Probleme nicht ab, indem man die Schule abschafft", so Schneider. „Wir müssen uns eher fragen, was wir für die Weiterentwicklung tun können. Dabei ist jeder gefordert: Lehrer, Eltern, Schüler und die zukünftigen Arbeitgeber, In rückblickenden Gesprächen kann man rausfinden, was wertvoll war und wo noch mehr Unterstützung notwendig ist. Daraus kann man eine brauchbare Konzeption machen."

Der Leitspruch dieser Konzeption sei „Loslassen und Zulassen". Es gebe nicht „die Hauptschule" und „den Hauptschüler", betonte Schneider. Die Initiative soll jeder einzelnen Schule die Möglichkeit bieten, ihren individuellen Weg zu gehen.
 

„Großes Plus duale Bildung"

„Auch die Hauptschule hat eine Oberstufe, nämlich die Fachoberschule und die Berufsschule. Es gibt keinen Abschluss ohne Anschluss. Ein großes Plus ist die duale Bildung. Wenn Bildung nicht gekoppelt ist mit der Arbeitswelt, werden später nicht die Plätze da sein, die gebraucht werden", so Schneider. „Das Miteinander mit der Wirtschaft ist entscheidend. Auch die Arbeitgeber erwarten neben Wissen und Können auch Herz und Charakter. Wir müssen daher alles tun, um diese geforderten Kompetenzen beim Schüler zu fördern und dabei auf seine Stärken achten.

Wir Lehrer sehen ja zunächst immer nur die Fehler. Aber wir sollten mehr Energie darauf verwenden, das Selbstbewusstsein des Schülers zu fördern, indem wir das fördern, was er gut kann", unterstrich Schneider. Deshalb sei er auch neben dem klassischen Zeugnis für ein Zertifikat, das den Arbeitgeber über zusätzliche Kompetenzen informiert.
 

„Die Idee ist so simpel wie das Ski fahren. Es gibt rote, blaue und schwarze Pisten. Unser Ziel sollte sein, dass alle die blauen Pisten fahren können", meinte Schneider. In einer Welt, in der die Anforderungen immer höher werden, sei ein Mindestmaß an Bildung eben erforderlich, um beruflich bestehen zu können. Dabei müsse man deutlich machen, dass der Hauptschulabschluss auch eine Leistung sei.
 

„Das Unwort ,Restschule' darf man nicht durchgehen lassen. Erstens ist das menschenverachtend und zweitens entspricht es nicht der Wirklichkeit. Immerhin gehen 20 Prozent der Hauptschüler mit Mittlerer Reife an die Fachoberschulen. Von einem Rest könne nicht die Rede sein, denn es gebe in Bayern 1000 Hauptschulen und nur
360 Realschulen.
Auch dienstrechtliche Neuerungen werden von der Hauptschulinitiative unterstützt. So werde man Grund- und Hauptschullehren zwei Beförderungsmöglichkeiten bieten, so dass jeder Hauptschullehrer auch auf A13 befördert werden könne.

 

„Letztendlich müssen Eltern, Lehrer, Kommune und Wirtschaft zusammenarbeiten und die Chancen für die Schüler nützen. Ich habe vollstes Vertrauen in das Modell und sehe es als gemeinsame Aufgabe."

Bericht: DA vom 09.05.2008