Schule als „geschlossenes Ganzes"

Regionaler Schulentwicklungstag über
 interne Evaluation an Schulen
 

Dingolfing. Am Samstag fungierte die Stadt Dingolfing als Ausrichter des regionalen Schulentwicklungstags, der sich dieses Mal mit dem Thema „Interne Evaluation an niederbayerischen Schulen" befasste. Die Veranstaltung fand in der Stadthalle statt, doch selbst dort fanden aufgrund der unglaublichen Resonanz der Lehrkräfte der umliegenden Schulen nicht alle Interessierte einen Sitzplatz. Der Schulentwicklungstag wurde durch die Bigband des Gymnasiums Dingolfing musikalisch gestaltet und zog die Aufmerksamkeit des Publikums während all ihrer Stücke auf sich.


 

Den Auftakt der Veranstaltung übernahm die Leiterin des Organisationsteams, das für die Planung des Tages zuständig gewesen war, Ulrike Fuchs, indem sie die Ehrengäste begrüßte.
Dem folgte das Grußwort von Bürgermeister Josef Pellkofer, dem der Stolz auf „seine" Stadt, die er in seiner Rede kurz vorstellte, deutlich anzumerken war. Er bezeichnete die Ansiedelung der BMW in Dingolfing als „Glücksfall" für die Stadt und dir Region, dem man sowohl die gute Infrastruktur als auch, finanziert aus der hohen Gewerbesteuer, Freizeiteinrichtungen wie das Caprima oder die Eissporthalle verdanke.
 Natürlich ging Bürgermeister Josef Pellkofer auch auf die Schulen in Dingolfing ein, die, wie er betonte, alle in den letzten Jahren generalsaniert worden waren, mit Ausnahme des Gymnasiums, das dem Landkreis untersteht. Als ein großes Problem unseres Schulsystems sehe er, Pellkofer, die Hauptschule, die, vor allem aufgrund des hohen Ausländeranteils, in besonderem Maße gestärkt und gefördert werden müsse. Als eine mögliche Lösung dafür, dass immer mehr Hauptschüler aufgrund schlechter Noten und mangelnder Motivation nach dem Abschluss keine Lehrstelle finden, schlägt der Bürgermeister das Modell „Ganztagsschule" vor. „Jeder Schüler, der im Schulsystem verloren geht, ist ein Schüler zu viel", so Josef Pellkofer.
 


 

Dem Bürgermeister folgte als Redner Landrat Heinrich Trapp, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, kurz den Landkreis Dingolfing-Landau vorzustellen. Er erzählte voller Stolz, dass Dingolfing eines der größten Essiggurkenanbaugebiete sei. Durch seine sehr bildliche Rede hatte Heinrich Trapp bald die Sympathien der Zuhörer gewonnen.

Landrat Heinrich Trapp betonte auch, dass der Landkreis sich sehr für seine Schule einsetzen würde, was zum Beispiel durch die geplante Generalsanierung des Gymnasiums und dem Neubau der Dingolfinger Berufsschule gesehen werden könnte. Die Einrichtung einer Sozialpädagogenstelle an der Realschule Dingolfing zum ersten Januar des nächsten Jahres sehe er als einen Schritt in die richtige Richtung, so Heinrich Trapp, um auch schwierigen Kindern den Schritt in die Berufswelt zu ermöglichen.

Als Vorbild für Deutschland bezeichnete er das Schulsystem in Skandinavien, wo eine zweite Lehrkraft im Klassenzimmer zur „Standardausstattung" gehört. Um dies zu verwirklichen, müsste es mehr Lehrer geben, sagte Trapp, genauso wie für das Modell der Ganztagsschule, das auch er für ein sehr Erfolg versprechendes hält.

 


 

Am Ende seiner Rede bezog sich Heinrich Trapp noch einmal auf sein Lieblingsthema, nämlich die Tatsache, dass die Geburtenrate in Deutschland ständig weiter sinkt, zu sprechen. Er betonte, wie wichtig das Miteinander von Familie und Beruf sei und dass bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der Politik einen viel höheren Stellenwert einnehmen sollten. Kinder und Beruf sollten in Deutschland nicht unvereinbar sein, betonte Trapp am Schluss seiner Rede noch einmal.

Der Rede des Landrats schloss sich Frau Ulrike Fuchs an, indem sie sagte, dass die Schulentwicklung eine dauerhafte Aufgabe ist, für deren Erfolg die interne Evaluation eine wichtige Rolle spiele. Da der regionale Schulentwicklungstag in Dingolfing nun schon der achte seiner Art und jedes Mal sehr gut besucht war, zeige doch, wie groß das Interesse an der Verbesserung der Schulen sei.

Dem Auftritt von Ulrike .Fuchs folgte das Fachreferat von Regina Pötke mit dem Thema „Interne Evaluation - braucht es das auch noch?", womit sie auf die Resignation vieler Lehrer anspielte, die aufgrund der Flut von Veränderungen, die permanent vom Kultusministerium auf sie einprasseln, schon oft kurz vorm Verzweifeln sind. Regina Pötke lag es jedoch sehr am Herzen, eben diese Einstellung zu revidieren und zu zeigen, dass interne Evaluation den Schulen eigentlich nur helfen und nicht schaden kann. Sie nahm Bezug auf das Zitat von Bürgermeister Josef Pellkofer, der gesagt hatte: „Früher hat's das nicht gegeben, schön war es trotzdem", womit er wohl vielen aus der Seele gesprochen hatte. Die Fachreferentin machte jedoch deutlich, dass sich die Schule in Zeiten, in denen sich der Druck auf die Lehrer durch Einführung von Ganztagsschulen, gleichgültigen oder übermotivierten Eltern und der andauernden Rufe nach innovativen Lehrmethoden beständig erhöht, mehr denn je als „geschlossenes Ganzes" präsentieren müsse.

Regina Pötke erklärte in ihrem Vortrag, dass bei der internen Evaluation - wie der Name schon sagt - nur innerhalb der Schule über Lösungsvorschläge und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert wird, ohne Kontrolle durch eine staatliche Instanz. Durch eine Stärken- und Schwächenanalyse durch die Verteilung von Fragebögen an Eltern, Lehrer und Schüler kann man gezielt nach Lösungen suchen und diese dann auch, mit Zeit und Geduld, durchzusetzen versuchen. Als typische Messbereiche wurden unter anderem fachliche Kompetenz, Kooperation der Lehrkräfte, Schulmanagement und Lehr- und Lernprozesse angegeben.

Regina Pötke zeigte sich aufgrund der vielen Zuhörer an diesem Tag optimistisch, dass die interne Evaluation mit Erfolg an den Schulen im Landkreis durchgeführt werden wird, wenn diese Prozedur auch, wie sie unumwunden zugab, den Lehrkräften zusätzliche Arbeit bereiten wird. „Wir sind viel eher bereit, uns mit Mängeln zu arrangieren als an ihrer Beseitigung zu arbeiten", sagte die Fachreferentin am Ende ihres Vortrags und betonte, dass die Verbesserung des Schulklimas und der Schule an sich diese Mühe jedoch auf jeden Fall wert ist. Ulrike Fuchs überreichte Regina Pötke nach ihrem Fachreferat noch ein kleines Präsent, um sich für ihre Mühen zu bedanken, und entließ die Zuhörer danach in die Pause.
 


 

Nach einem kurzen Imbiss im Foyer der Stadthalle nahm das Tagesprogramm seinen weiteren Verlauf. Es gab so genannte „Infoshops" an den einzelnen Schulen, die mit Themen wie „Qualitätssicherung an Schulen durch Selbstevaluation mit Fremdbegleitung" oder „Interne Evaluation - mit den Werkzeugen der Qualitätsagentur gestalten" versuchten, die anwesenden Lehrer noch weiter für die Interne Evaluation zu sensibilisieren.

Die Infoshops fanden in allen Schulen in Dingolfing statt und konnten frei gewählt werden. Am frühen Nachmittag neigte sich der Regional Schulentwicklungstag in Dingolfing seinem Ende zu, und man trat mit vielen neuen Ideen die Heimreise an.
 

Bericht und Fotos: DA  11.2007
von Kerstin Zistler