„Es gibt im Internet keine Privatsphäre”
 

Vortrag für Schüler aller Schularten über Sicherheit im Internet in der Stadthalle
 


Götz Schartner und Josef Wenninger im Gespräch.
 

Dingolfing. Für die Schüler heutzutage ist der Umgang mit Handy und Internet zur Selbstverständlichkeit geworden – ein Leben ohne, quasi undenkbar. Doch sind sie sich auch der Risiken und Gefahren, die dort lauern können, bewusst? Darüber informierte am gestrigen Montagvormittag „Berufs-Hacker” Götz Schartner, auf Einladung der VR-Bank, Schülerinnen und Schüler in der Stadthalle.

 

Götz Schartner gelang am gestrigen Montag, was den Lehrern wohl nur selten gelingt, er brachte in den ersten zehn Sekunden seines Vortrags die gesamte Schülerschaft in der voll besetzten Stadthalle zum Erbleichen. Denn innerhalb weniger Augenblicke erschienen auf der Leinwand per Beamer sämtliche angeschalteten Handys mit Namen und Nummer der anwesenden Schüler, die entsetzt ihr Handy wieder erkannten. Etwa 80 Handys konnte er in der Stadthalle orten. „Ich könnte mir jetzt von jedem Handy, die letzten 50 gewählten Nummern ansehen, die letzten verschickten SMSen lesen oder Fotos und Daten heruntersaugen”, damit hatten die Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse nicht gerechnet.


In drei einstündigen Vorträgen klärte der Experte für Internet-Sicherheit und, wie er sich selbst nannte, Berufs-Hacker, die Schüler der Realschule, der Hauptschulen Dingolfing, Frontenhausen und Reisbach sowie des Gymnasiums über Handy Hacking, Sexualstraftäter im Internet, Hacking im Internet, Chats wie ICQ, illegale Downloads oder Internetabzocke auf. Der „Job” des Programmierers und Informatikers Götz Schartner aus Schleswig-Holstein ist es, die PC-Sicherheit von Firmen zu überprüfen, indem er beispielsweise versucht, sich in deren Systeme zu hacken. Mit seinem Vortrag unter dem Titel „Fun und Risk für Kids und Teens” versucht er die Jugendlichen in ihrem täglichen Umgang mit Handy und Internet zu sensibilisieren, indem er ihnen anhand zahlreicher echter Beispiele die Gefahren aufzeigte.
So machte er den Jugendlichen klar, dass sie immer Updates der Sicherheitssoftware auf ihrem Handy installieren und möglichst ihr Bluetooth ausgeschaltet lassen sollen, um ihr Handy vor Hackern zu schützen, die Fotos und SMS-Texte herunterladen könnten oder das Handy, sofern es über GPS verfügt, als Wanze benutzen könnten.


Die meisten der Schülerinnen und Schüler hatten bereits Erfahrung mit den Chat-Portalen wie ICQ gesammelt. Viele dachten, was sie dort Freunden schreiben, sei Privatsache. „Glaubt das bloß nicht. Es gibt im Internet keine Privatsphäre. Ihr könnt nie sicher sein, mit wem ihr gerade chattet”, so der Referent, der einige Beispiele berichtete, in welchen Jugendliche beim Chatten auf Sexualstraftäter, die sich als Gleichaltrige ausgaben, reinfielen. Wer im Internet sexuell belästigt werde, der sollte, so der Tipp des Experten, eine Bildschirmkopie anfertigen und bei der Polizei Anzeige erstatten.


Anonymität gebe es im Internet nicht. „Alles, was im Internet gemacht wird, kann nachvollzogen werden, jede E-Mail, jeder Chat, alles, was runtergeladen wurde, all dies kann man offenlegen”, erklärte Schartner. Als Experiment durften zwei Mädchen und zwei Jungs aus dem Publikum an aufgestellten Laptops ein paar Minuten miteinander chatten – auch diese Gespräche konnte er ohne physische Verbindung zu den Laptops, zum Entsetzen der Kinder, sichtbar machen.


Des Weiteren warnte er davor, Kinofilme und Lieder illegal downzuloaden, „da können riesige Rechnungen auf Euch zukommen, da das meistens nachvollziehbar ist”. Vorsichtig sollten sie allerdings sein, wenn sie Fotos von sich ins Internet stellen. Peinliche Fotos könnten schnell potenzielle Arbeitgeber zu Gesicht bekommen, da es Internet-Detekteien gibt, die das Netz nach Profilen absuchen.


Die erstaunten Jugendlichen hatten dann noch viele Fragen an den Fachmann für Internetsicherheit, den Eingangs VR-Bank Vorstandsmitglied Josef Wenninger vorstellte. „Der Vortrag wird Spuren bei Euch hinterlassen”, versprach Josef Wenninger zu Beginn und er sollte recht behalten.
 


Die Schüler verfolgten interessiert den Vortrag.
 

 

   

Bericht und Foto Eike Lehmann, DA
 02.03.2010