Götz Schartner gelang am
gestrigen Montag, was den Lehrern wohl nur selten gelingt, er brachte in den
ersten zehn Sekunden seines Vortrags die gesamte Schülerschaft in der voll
besetzten Stadthalle zum Erbleichen. Denn innerhalb weniger Augenblicke
erschienen auf der Leinwand per Beamer sämtliche angeschalteten Handys mit
Namen und Nummer der anwesenden Schüler, die entsetzt ihr Handy wieder
erkannten. Etwa 80 Handys konnte er in der Stadthalle orten. „Ich könnte mir
jetzt von jedem Handy, die letzten 50 gewählten Nummern ansehen, die letzten
verschickten SMSen lesen oder Fotos und Daten heruntersaugen”, damit hatten
die Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse nicht
gerechnet.
In drei einstündigen Vorträgen klärte der Experte für Internet-Sicherheit
und, wie er sich selbst nannte, Berufs-Hacker, die Schüler der Realschule,
der Hauptschulen Dingolfing, Frontenhausen und Reisbach sowie des Gymnasiums
über Handy Hacking, Sexualstraftäter im Internet, Hacking im Internet, Chats
wie ICQ, illegale Downloads oder Internetabzocke auf. Der „Job” des
Programmierers und Informatikers Götz Schartner aus Schleswig-Holstein ist
es, die PC-Sicherheit von Firmen zu überprüfen, indem er beispielsweise
versucht, sich in deren Systeme zu hacken. Mit seinem Vortrag unter dem
Titel „Fun und Risk für Kids und Teens” versucht er die Jugendlichen in
ihrem täglichen Umgang mit Handy und Internet zu sensibilisieren, indem er
ihnen anhand zahlreicher echter Beispiele die Gefahren aufzeigte.
So machte er den Jugendlichen klar, dass sie immer Updates der
Sicherheitssoftware auf ihrem Handy installieren und möglichst ihr Bluetooth
ausgeschaltet lassen sollen, um ihr Handy vor Hackern zu schützen, die Fotos
und SMS-Texte herunterladen könnten oder das Handy, sofern es über GPS
verfügt, als Wanze benutzen könnten.
Die meisten der Schülerinnen und Schüler hatten bereits Erfahrung mit den
Chat-Portalen wie ICQ gesammelt. Viele dachten, was sie dort Freunden
schreiben, sei Privatsache. „Glaubt das bloß nicht. Es gibt im Internet
keine Privatsphäre. Ihr könnt nie sicher sein, mit wem ihr gerade chattet”,
so der Referent, der einige Beispiele berichtete, in welchen Jugendliche
beim Chatten auf Sexualstraftäter, die sich als Gleichaltrige ausgaben,
reinfielen. Wer im Internet sexuell belästigt werde, der sollte, so der Tipp
des Experten, eine Bildschirmkopie anfertigen und bei der Polizei Anzeige
erstatten.
Anonymität gebe es im Internet nicht. „Alles, was im Internet gemacht wird,
kann nachvollzogen werden, jede E-Mail, jeder Chat, alles, was runtergeladen
wurde, all dies kann man offenlegen”, erklärte Schartner. Als Experiment
durften zwei Mädchen und zwei Jungs aus dem Publikum an aufgestellten
Laptops ein paar Minuten miteinander chatten – auch diese Gespräche konnte
er ohne physische Verbindung zu den Laptops, zum Entsetzen der Kinder,
sichtbar machen.
Des Weiteren warnte er davor, Kinofilme und Lieder illegal downzuloaden, „da
können riesige Rechnungen auf Euch zukommen, da das meistens nachvollziehbar
ist”. Vorsichtig sollten sie allerdings sein, wenn sie Fotos von sich ins
Internet stellen. Peinliche Fotos könnten schnell potenzielle Arbeitgeber zu
Gesicht bekommen, da es Internet-Detekteien gibt, die das Netz nach Profilen
absuchen.
Die erstaunten Jugendlichen hatten dann noch viele Fragen an den Fachmann
für Internetsicherheit, den Eingangs VR-Bank Vorstandsmitglied Josef
Wenninger vorstellte. „Der Vortrag wird Spuren bei Euch hinterlassen”,
versprach Josef Wenninger zu Beginn und er sollte recht behalten.
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