Schulsozialarbeit:
Schon in der Grundschule angebracht
 

An sieben Hauptschulen des Landkreises gibt es Halbtagsstellen für Jugendsozialarbeit
 


Landrat Heinrich Trapp (re.) und Rektor Frank Schlichenmaier brachen eine Lanze für die Schulsozialarbeit.
 

Dingolfing. „Jeder der an einer Schule tätig ist, weiß, dass wir solche Stellen brauchen." Die Aussage von Landrat Heinrich Trapp bezieht sich auf die Jugendsozialarbeit an Schulen. Mittlerweile sind an zehn Schulen im Landkreis Sozialarbeiter eingesetzt.

 

Von der Einzelfallbetreuung über Projektarbeit mit Gruppen bis zum Hausbesuch bei Eltern: Das Aufgabenfeld Sozialarbeit an Schulen ist vielfältig.

In der Volksschule Moosthenning stellte Sozialarbeiterin Andrea Stellmach im Rahmen einer Sitzung des Projektbeirats am Donnerstag ihre Arbeit vor. Der Aufbau eines stabilen Netzwerkes sei im ersten halben Jahr ihrer Tätigkeit eine wichtige Aufgabe gewesen. Künftig solle die Zusammenarbeit mit den Eltern noch verstärkt werden. Im Sinne der Gewaltprävention seien ein Anti-Mobbing-Tag und erlebnispädagogische Maßnahmen wie der Besuch einer Kletterhalle geplant. Ferner stünde ein intensives Bewerbungstraining auf der Agenda für die kommenden Monate.

Rektor Frank Schlichenmaier sagte, dass die Arbeit der Sozialarbeiterin einen „ungemeinen Gewinn" für die Schule bedeute. Es sei bewundernswert, wie Andrea Stellmach in kurzer Zeit bereits einen engen Kontakt zu Schülern und Lehrern aufgebaut habe.

 


Jugendsozialarbeiterin Andrea Stellmach stellte ihr Tätigkeitsfeld vor.
 

Momentan gibt es an sieben Hauptschulen im Landkreis Halbtagsstellen für Jugendsozialarbeit an Schulen. Die sieben Stellen befinden sich in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. An der Finanzierung sind der Freistaat, die örtlichen Gemeinden, der Landkreis und die AWO beteiligt. Zusammen mit den beiden Förderschulen des Landkreises und der Berufsschule sind an insgesamt zehn Schulen Fachkräfte für Jugendsozialarbeit im Einsatz. Allgemein formuliert ist das Ziel der Schulsozialarbeit, sozial benachteiligten Schülern während der Schulzeit und beim Übergang in Ausbildung und Beruf unter die Arme zu greifen.

Schulamtsdirektorin Angelika Haslbeck sieht in der Sozialarbeit eine Schlüsselstelle zwischen Schule und Elternhaus. Ganz wichtig sei auch der präventive Aspekt. „Die Sozialarbeit kann verhindern, dass etwas „hochkocht und sich dann zum Super-Gau entwickelt." Da man Erziehungskompetenz heute nicht mehr als gegeben voraussetzen könne, müsste Sozialarbeit eigentlich schon in den Grundschulen ansetzen.

Dies bekräftigte Landrat Heinrich Trapp. Auch in den Grundschulklassen gebe es schon viele verhaltensauffällige Kinder, die einen geregelten Unterrichtsablauf boykottierten. Trapp verwies auf andere Länder, wie beispielsweise Norwegen, in denen zwei Lehrkräfte pro Klasse obligatorisch seien. Die Schulwelt sei heute eine andere als zu Zeiten als er noch als Lehrer tätig gewesen sei. Trapp: „Bei sehr vielen Kindern gibt es Defizite im Elternhaus. Sie wachsen in einem unstrukturierten Alltag auf und nehmen ihre Probleme mit in die Schule."

Dass die Zahl der Schüler, die Probleme bereiteten, immer mehr ansteige, lasse sich auch an den Jugendhilfe-Kosten ablesen. Sie lägen mittlerweile bei vier Millionen Euro pro Jahr. Durch schulpädagogische Maßnahmen und eine Ganztagsbetreuung ließe sich die größte Entlastung erzielen. Dies sei gut investiertes Geld.
 

   

Bericht und Foto Ludger Gallenmüller DA
 27.02.2010